Die deutschen Bischöfe haben am Pfingstfest zur Erneuerung der Kirche aufgerufen.
Dabei sprachen viele von ihnen am Sonntag die Missbrauchsfälle an. Die Kirche habe
an Glaubwürdigkeit verloren. Um so mehr sei neuer Aufbruch notwendig. Weitere Appelle
galten dem Lebensschutz und sozialer Gerechtigkeit. Unter Verweis auf die Botschaft
des Pfingstfests ermunterten Bischöfe die Gläubigen auch zu mehr missionarischem Engagement.
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner sagte im Kölner Dom, die
Kirche sei „in der Tat - wie wir traurig in den letzten Wochen erkennen mussten -
keine Elite des Menschengeschlechts“. Doch auf diese „vielleicht allzu menschliche
Glaubensgemeinschaft“ sei der Heilige Geist aus und wolle die Kirche prägen. Der Kardinal
appellierte auch zu mehr Anstrengungen beim Lebensschutz. „Mehr Särge als Wiegen“
seien Zeichen einer Welt, die der Geist Gottes verlassen habe.
Der
Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat die Kirche vor einem Rückzug in Nischen gewarnt.
Es gehe immer um die missionarische Sendung hinaus in die Welt, sagte er im Mainzer
Dom. Zwar sei Kirche immer eine unverbrüchliche Gemeinschaft von Menschen. „Aber sie
verschließt
sich nicht in sich selbst. Sie verkapselt sich nicht in ihre eigenen
Nischen.“
Der Münchner Alt-Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter,
wandte sich betont an alle christlichen Konfessionen mit dem Appell, die Kirche zu
erneuern. Bei einer Festmesse zum 25. Jahrestag seiner Kardinalserhebung ging Wetter
im Münchner Liebfrauendom auch auf das Thema Missbrauch ein. Diese Vorgänge stünden
für Versagen und Sünde, meinte er.
In Bamberg mahnte Erzbischof Ludwig
Schick, das weit verbreitete Reden über Krisen nicht rein negativ zu sehen. Krise
bedeute nicht Ende, sondern Neubeginn. Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml sprach
von einer tiefgreifenden Erschütterung im Innengefüge der Kirche.
Auch
der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck rief zu einem Neuanfang in der Kirche
auf. Er räumte weiter ein, dass die Träger von Institutionen „immer begrenzte und
sündhafte Menschen“ blieben. Es gelte, wachsam zu bleiben für die, die ihre Macht
missbrauchten. Nach den Worten Overbecks muss die Kirche die Menschenwürde in die
Mitte der Verkündigung stellen.
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef
Becker appellierte, sich der Missbrauchsopfer anzunehmen. Es sei offen, wie es
mit Kirche weitergehe und welche Lehren aus der Missbrauchsdebatte zu ziehen seien,
meinte er und sprach von Ratlosigkeit.
Der Fuldaer Bischof Heinz
Josef Algermissen plädierte gleichfalls für einen Neuanfang. Wörtlich sprach er
von einer „großen Krise der Kirche“. Ausdrücklich betonte der Bischof, unter denen,
die sich zu Christus bekennten, müsse es eine Grundsolidarität geben. Sie liege
weit
vor allen kirchlichen Strömungen.
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz
Wiesemann wandte sich gegen Tendenzen der Resignation in
Kirche und Gesellschaft.
Der Geist Gottes solle den „Mief“ aus der Kirche treiben.
Der Freiburger
Weihbischof Rainer Klug warnte bei einer Erneuerung der Kirche vor „deutscher
Kleingeisterei“. Die Bibel verbiete jede Sektiererei. „Manchmal kann in Deutschland
der Eindruck entstehen, wir hätten das vergessen“, meinte er. „Wenn wir uns von unseren
Wurzeln abschneiden“, lasse sich die Glaubwürdigkeit der Kirche nicht wiedergewinnen.
Klug leitete den Gottesdienst im Freiburger Münster, da Erzbischof Robert Zollitsch,
der Vorsitzende der