2010-05-23 15:37:36

D: Bischöfe für Neuaufbruch zu Pfingsten


Die deutschen Bischöfe haben am Pfingstfest zur Erneuerung der Kirche aufgerufen. Dabei sprachen viele von ihnen am Sonntag die Missbrauchsfälle an. Die Kirche habe an Glaubwürdigkeit verloren. Um so mehr sei neuer Aufbruch notwendig. Weitere Appelle galten dem Lebensschutz und sozialer Gerechtigkeit. Unter Verweis auf die Botschaft des Pfingstfests ermunterten Bischöfe die Gläubigen auch zu mehr missionarischem Engagement.



Der Kölner Kardinal Joachim Meisner sagte im Kölner Dom, die Kirche sei „in der Tat - wie wir traurig in den letzten Wochen erkennen mussten - keine Elite des Menschengeschlechts“. Doch auf diese „vielleicht allzu menschliche Glaubensgemeinschaft“ sei der Heilige Geist aus und wolle die Kirche prägen. Der Kardinal appellierte auch zu mehr Anstrengungen beim Lebensschutz. „Mehr Särge als Wiegen“ seien Zeichen einer Welt, die der Geist Gottes verlassen habe.



Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat die Kirche vor einem Rückzug in Nischen gewarnt. Es gehe immer um die missionarische Sendung hinaus in die Welt, sagte er im Mainzer Dom. Zwar sei Kirche immer eine unverbrüchliche Gemeinschaft von Menschen. „Aber sie verschließt

sich nicht in sich selbst. Sie verkapselt sich nicht in ihre eigenen Nischen.“



Der Münchner Alt-Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter, wandte sich betont an alle christlichen Konfessionen mit dem Appell, die Kirche zu erneuern. Bei einer Festmesse zum 25. Jahrestag seiner Kardinalserhebung ging Wetter im Münchner Liebfrauendom auch auf das Thema Missbrauch ein. Diese Vorgänge stünden für Versagen und Sünde, meinte er.



In Bamberg mahnte Erzbischof Ludwig Schick, das weit verbreitete Reden über Krisen nicht rein negativ zu sehen. Krise bedeute nicht Ende, sondern Neubeginn. Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml sprach von einer tiefgreifenden Erschütterung im Innengefüge der Kirche.



Auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck rief zu einem Neuanfang in der Kirche auf. Er räumte weiter ein, dass die Träger von Institutionen „immer begrenzte und sündhafte Menschen“ blieben. Es gelte, wachsam zu bleiben für die, die ihre Macht missbrauchten. Nach den Worten Overbecks muss die Kirche die Menschenwürde in die Mitte der Verkündigung stellen.



Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker appellierte, sich der Missbrauchsopfer anzunehmen. Es sei offen, wie es mit Kirche weitergehe und welche Lehren aus der Missbrauchsdebatte zu ziehen seien, meinte er und sprach von Ratlosigkeit.



Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen plädierte gleichfalls für einen Neuanfang. Wörtlich sprach er von einer „großen Krise der Kirche“. Ausdrücklich betonte der Bischof, unter denen, die sich zu Christus bekennten, müsse es eine Grundsolidarität geben. Sie liege

weit vor allen kirchlichen Strömungen.



Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann wandte sich gegen Tendenzen der Resignation in

Kirche und Gesellschaft. Der Geist Gottes solle den „Mief“ aus der Kirche treiben.



Der Freiburger Weihbischof Rainer Klug warnte bei einer Erneuerung der Kirche vor „deutscher Kleingeisterei“. Die Bibel verbiete jede Sektiererei. „Manchmal kann in Deutschland der Eindruck entstehen, wir hätten das vergessen“, meinte er. „Wenn wir uns von unseren Wurzeln abschneiden“, lasse sich die Glaubwürdigkeit der Kirche nicht wiedergewinnen. Klug leitete den Gottesdienst im Freiburger Münster, da Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der

Bischofskonferenz, in Kur ist.



(kna 23.05.2010 vp)







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