Mit dem „Denzinger“ in der Hand Schmiergeldforderungen abschmettern…
Vor allem durch sein
karitatives Engagement hat der Jesuitenorden in den vergangenen 25 Jahren in der Volksrepublik
China wieder Fuß gefasst. Dort, wo jede kirchliche Aktivität mehr als kritisch beäugt
wird, ist besonders in Lepradörfern und im Aidshilfe-Bereich der Kontakt zu den Menschen
möglich. Das hat der Tiroler China-Missionar P. Luis Gutheinz bei einem Matteo Ricci-Symposion
an diesem Mittwoch in Wien erklärt. Reibungspunkte mit den Behörden gebe es immer
wieder. Und dennoch kommt der Missionar zu dem Schluss:
„Wir können diesen
Dienst in China nur in der Zusammenarbeit mit der Regierung machen. Es gibt keine
Chance, diese Arbeit im Untergrund zu tun, unbekannterweise. Gebe Gott uns die Weisheit
und die Geduld, mit der konkreten chinesischen Regierung in den verschiedenen Provinzen
und Bezirken zusammen zu arbeiten.“ Bei aller, freilich zähflüssigen,
Kooperation mit der chinesischen Obrigkeit habe der Jesuitenorden stets an einem Grundsatz
festgehalten:
„Wir haben gemeinsam beraten und den Beschluss gefasst: Wir
werden keine Schmiergelder geben – nicht einen Pfennig!“ In Punkto
Inkulturation bleibt der Orden dabei seinem großen Vorbild Matteo Ricci verpflichtet,
dessen Todestag sich heuer zum 400. Mal jährt. Eine solide theologische Basis ist
nach Meinung von Pater Gutheinz unbedingt notwendig, wenn es um die Ausbildung der
nachfolgenden Theologengenerationen in China geht.
„In der Werkstatt der
chinesischen christlichen Theologie brauchen wir zumindest vier Arbeitsinstrumente.
Wir haben bereits ein theologisches Lexikon mit 712 Artikeln, das ist das erste Arbeitsinstrument.
Das zweite Arbeitsinstrument ist ein Wörterbuch, in dem theologische Begriffe erklärt
werden: Was ist Gnade, Erlösung, Heil, Sakramente, Papst, Bischof, Priester… Das dritte
Instrument ist eine Einbandbibelenzyklopädie über die Frage, was ist die Bibel.“ Was
an europäischen Fakultäten selbstverständlich ist, hat in der Theologie in China erst
durch aufwändige Übersetzungsarbeiten Einzug gehalten. Und schließlich dürfe auch
ein Klassiker der Theologie nicht fehlen, unterstreicht der Missionar:
„Eine
chinesische Ausgabe des „Denzinger“. Die Sammlung der wichtigen Dokumente des kirchlichen
Lehramtes – Konzilien und Päpste seit dem ersten Jahrhundert. „Über Glaube und Moral“.
Für viele fortschrittliche Theologen ist das fast ein Schimpfwort heute. Deshalb sage
ich, werfen Sie keine Steine auf mich. Die chinesische Kirche braucht diese Stimme.“ (kap
20.05.2010 vp)