Es kann keine Kirchenfusion
zwischen Ost- und Westkirchen geben. Das betonte der vatikanische Ökumene-Verantwortliche,
Kardinal Walter Kasper, an diesem Mittwoch in Rom. Zusammen mit dem Außenbeauftragten
des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion Alfejew, eröffnete Kasper die „Russischen
Kultur- und Spiritualitätstage im Vatikan“. An diesem Mittwoch und Donnerstag finden
dazu verschiedene Ereignisse statt. Den Abschluss dieser Tage bildet ein Konzert in
der vatikanischen Audienzhalle am Donnertag, das der russisch-orthodoxe Patriarch
Kyrill I. dem Papst offeriert. Kasper sagte bei der Pressekonferenz zu den Kulturtagen:
„Mir
erscheint dieser interkultureller Dialog sehr wichtig und aktuell zu sein. Oft wurde
ja gesagt, dass die tausendjährige Trennung zwischen Ost- und Westkirche nicht nur
theologische oder politische Gründe hat. Vielmehr wuchs im Laufe der Zeit immer mehr
eine kulturelle Distanz zwischen beiden Kirchen.“ Der Vatikan-Besuch des Moskauer
Aussenamtschefs Metropolit Hilarion stelle nicht einfach nur eine neue Etappe dar,
sondern eröffne eine neue Dimension, sagte der Präsident des päpstlichen Einheitsrates
am Mittwoch nach einer rund 45-minütigen Unterredung mit dem Repräsentanten des russisch-orthodoxen
Patriarchats. Oft wird als Datum für das Schisma 1054 angegeben, als Papst Leo
IX. den Patriarchen von Konstantinopel exkommunizierte. Tatsächlich handelte es sich
aber um einen Prozess, der sich etwa vom 5. bis ins 15. Jahrhundert hinzog, wie auch
Kasper sagte.
„Sich daran zu erinnern, ist für Europa wichtig. Das Zeichen
der Integration zwischen West- und Osteuropa ist nämlich die Überwindung dieser Entwicklung.
Es geht nicht darum, Kirchen zu fusionieren, sondern die gegenseitige Bereicherung
zu akzeptieren. Eine solche Kommunion ist nichts Fremdartiges. Sie ist ein Zeugnis
des Reichtums der europäischen Kultur und deren christlicher Wurzeln. Heutzutage hingegen
wird dieser Reichtum in Europa verneint und sogar bekämpft.“ Das Ehrenoberhaupt
der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, besucht ab Samstag
für zehn Tage Russland. Geplant sind nach Angaben der russisch-orthodoxen Kirche Stationen
in und um Moskau und St. Petersburg sowie ein Besuch des Klosters Walaam im Nordwesten
des Landes. Ziel der Reise sei eine weitere Verbesserung der Beziehungen zwischen
den orthodoxen Patriarchaten von Moskau und Konstantinopel, hieß es. Der Besuch finde
auf Einladung des Oberhaupts der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I. von
Moskau, statt.