Der oberste deutsche
Laie ist besorgt über das innerkirchliche Klima. Viele Katholiken wendeten sich derzeit
von der Kirche ab, meinte Alois Glück am Sonntag in München, wo der Ökumenische Kirchentag
zu Ende ging. Dem Domradio sagte der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen
Katholiken:
„Das ist etwas, das mich beschwert und das ich als Erfahrung
der letzten Monate auch Bischöfen gesagt habe: Ich erlebe viele engagierte Laien,
die verletzt und frustriert sind, weil sie sich nicht genug ernst genommen fühlen
– und das ist natürlich eine gefährliche Entwicklung. Und wenn in diese Entwicklung
hinein jetzt auch noch der ganze Frust, die ganze Enttäuschung vom Missbrauch kommt,
dann ist natürlich die Gefahr groß, dass da einfach immer mehr Menschen innerlich
in die Emigration gehen und sich absetzen.“
Nein, er sei jetzt nicht für
eine Synode der deutschen Kirche, um heikle Fragen wie etwa die Seelsorge für wiederverheiratete
Geschiedene besprechen zu können. Dafür sei derzeit innerkirchlich der Weg nicht frei,
glaubt Glück. Aber:
„Das spüren ja auch alle Priester und alle Amtsträger,
dass hier eine unendlich tiefe Verunsicherung da ist, dass es Gesprächs- und Klärungsbedarf
gibt. Dass gewissermaßen Druck im Kessel ist. Und dass wir das ummünzen müssen in
konstruktive Situationen. Dafür ist es sicher notwendig, dass wir auch vom Gespräch
und vom Verhalten her die Brücke schlagen zu den Priestern, die sich teilweise jetzt
auch verunsichert fühlen, insbesondere, wenn im Kurzschluss diskutiert wird, als wäre
der Zölibat ein ganz besonderer Grund für solches Fehlverhalten (was er nicht ist).
Es entsteht die Gefahr einer Diskreditierung aller, die in dieser Lebensform leben.“