2010-05-16 12:20:02

Zollitsch: „Wir sind keine Konkurrenten“


RealAudioMP3 Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, verspricht sich vom Zweiten Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) einen Neuanfang. Es sei bei dem Treffen in München auch darum gegangen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, sagte Zollitsch am Wochenende in München. Unser Mann vor Ort, Pater Bernd Hagenkord, fragte Zollitsch, was ihn persönlich am meisten gefreut habe beim ÖKT.

„Mir hat der Eröffnungsgottesdienst sehr zugesagt. Es kam dort eine schöne Botschaft rüber. Ich empfand das Podiumsgespräch mit dem evangelischen Präses Schneider über die Frage der Ökumene als sehr angenehm. Das hat mir Mut gemacht, weil ich gespürt habe, dass wir gemeinsam nach vorne schauen. Das gemeinsame Zeugnis der Christen ist uns wichtiger als das, was uns trennt. Wir sind keine Konkurrenten: Wir ziehen am gleichen Strang. Das habe ich beim Podiumsgespräch der Wirtschaftsleute erlebt. Manager und Fachleute denken neu nach. Der Gewinn allein ist nicht alles, es gibt noch andere Werte. Es geht um die Frage des Menschen, der in der Wirtschaft tätig ist - das kommt jetzt in einer neuen Weise rüber in dieser Krise. Das alles macht mir Hoffnung.“

Erzbischof Reinhard Marx hat vor Beginn des Kirchentages gesagt, Wallfahrten und Papstbesuche seien wichtig, aber diskursive Foren, wie beispielsweise der Kirchentag, seien auch wichtig. Mir scheint auch, dass es zu einer Normalität in den ökumenischen Diskursen gekommen ist. Oder finden Sie, dass es nur zu einem Schlaglicht gekommen ist, der alle sieben Jahre zum Vorschein kommt?

„Wir dürfen auf dem Kirchentag das erleben, was uns verbindet. Das ist gut so! Zugleich haben wir die Möglichkeit, in aller Ruhe und Sachlichkeit über das zu sprechen, was uns trennt. Wir können die Dinge so formulieren, dass wir gleichzeitig uns auch problemlos in die Augen schauen können. Das ist für mich wichtig, dass das Gespräch zum gemeinsamen Anliegen wird. Die Querschläge sind dann auch viel leichter zu ertragen. Wir werden trotz solcher Querschläge gemeinsam nach vorne schauen - das ist für mich die Botschaft des ÖKT in München.“

Es gab natürlich auch Spannungen und Emotionen und dieses immer nebenbei laufende Thema „Missbrauch“ und den damit verbundenen Umgang. Die Strukturdebatte ist ja in diesen Tagen angesprochen worden. Wie haen Sie diese Debatte hier auf dem Kirchentag wahrgenommen?

„Was ich beim entsprechenden Forum wahrgenommen habe, ist ein ganzer Ernst und Heftigkeit sowie die Emotionalität dieses Themas. Wenn ich mit den Teilnehmern des Kirchentages spreche, so nehme ich das Thema anders wahr. Die Gläubigen sagen, sie hätten andere Fragen, die sie beschäftigen würden, nämlich die Perspektiven auf die Zukunft und die Frage, was der Glaube für uns überhaupt bedeutet. Mir wurde immer wieder gesagt, dass die Kirchen und die Gesellschaft nüchtern und sachlich den Ursachen nachgehen und sich um die Opfer kümmern sollen. Viele wollen natürlich auch wissen, wie wir solche Fehler künftig verhindern können. Aber meine Erfahrung beim Kirchentag zeigt, dass die Fragen der Zukunftsperspektiven den Großteil mehr bewegt als alle anderen Fragen. Das macht mir Hoffnung.“

(rv 16.05.2010 mg/ord)







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