Der maronitische Patriarch im Libanon, Kardinal Nasrallah Boutros Sfeir, ist am Samstag
90 Jahre alt geworden. Der aufgrund klarer politischer Stellungnahmen hoch geachtete,
wenn auch manchmal umstrittene Kirchenmann steht seit 24 Jahren an der Spitze der
mit Rom unierten Ostkirche der Maroniten. Durch seine hartnäckige Opposition gegen
den syrisch-iranischen Einfluss im Libanon gehörte er zu den treibenden Kräften der
„Zedernrevolution“, die 2005 den Abzug der syrischen Truppen erzwang. Sfeir wurde
am 15. Mai 1920 in Reyfoun geboren und 1950 nach dem Studium der Theologie und Philosophie
zum Priester geweiht. 1986 wählte ihn die Synode zum „Maronitischen Patriarchen von
Antiochien und dem Ganzen Osten“. Den Kardinalstitel verlieh ihm Papst Johannes Paul
II. 1994 als drittem Patriarchen in der knapp 1.400-jährigen Geschichte der Maroniten.
Innerkirchlich hat Sfeir in den vergangenen Jahrzehnten eine stufenweise Liturgiereform
vorangetrieben. Dabei wurden einerseits traditionelle maronitische Liturgieformen
wiederbelebt, andere Gottesdienstvorlagen wurden aus der alten Kirchensprache Westsyrisch
ins Arabische übersetzt, um eine größere Volksnähe zu schaffen. Auch bei der Vorbereitung
der kommenden Nahostsynode im Vatikan ist der maronitische Patriarch eine gestaltende
Kraft. Ein - kirchenrechtlich möglicher - Rücktritt des rüstigen Seniors ist nach
Angaben seiner Umgebung nicht im Gespräch.