ÖKT: Maradiaga kritisiert Profitgier in Lateinamerika
Die Staaten Lateinamerikas brauchen nach Ansicht des honduranischen Kardinals Oscar
Rodriguez Maradiaga neue Integrationsideen und ein anderes politisches Führungspersonal,
um Frieden und Gerechtigkeit zu erreichen. Am Rande des ÖKT in München sagte der Kardinal
am Donnerstagabend, die derzeitige politische Klasse in Lateinamerika wolle regieren,
um sich zu bereichern. Ziele wie Gemeinwohl oder Gerechtigkeit seien ihnen gleichgültig.
Er beklagte, dass etwa die Sozialenzyklika von Papst Benedikt XVI., „Caritas in veritate“,
kaum rezipiert worden sei. Heftige Kritik übte Rodriguez an den Strategien der politischen
Kräfte um den venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez. Ihre so genannten bolivarischen
Einigungsbemühungen für Lateinamerika seien ein Täuschungsmanöver. Durch Petrodollars
versuchten sie, politische Bündnisse im eigenen Interesse zustande zu bringen. In
den Verfassungen der betroffenen Länder werde durch die Einführung der Präsidenten-Wiederwahl
die Gewaltenteilung zerstört, es entstehe ein gefährlicher Neo-Caudillismo. Mit Blick
auf Europa beklagte der Kardinal, die EU beachte Lateinamerika zu wenig. Der Subkontinent
werde wieder als Vorgarten oder Hinterhof der USA gesehen. Aber in der Politik sei
es wie im Fußball: Wer keine Tore erziele, fange sich Tore ein, und wer ein politisches
Feld anderen überlasse, dem werde von dort die Politik diktiert.