Zum Auftakt des Ökumenischen Kirchentages (ÖKT) hat der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, christliche Politiker zum Zeugnis
ihres Glaubens aufgerufen. „Es gilt durch Wort und Tat zu zeigen, was es heißt, in
Verantwortung vor Gott und den Menschen zu leben.“, sagte der Freiburger Erzbischof
bei einem Empfang des Evangelischen Arbeitskreises in der Union (EAK) am Dienstagabend
in München. Er würdigte das gute Verhältnis zwischen Kirche und Staat. Es sei gut,
dass Debatten über das „C“ in der Politik immer wieder neu entfacht würden: „Sie sind
notwendig, weil die Botschaft des Evangeliums stets unter den Zeichen der Zeit konkretisiert
werden muss, um fruchtbar in Politik und Gesellschaft wirken zu können. Gewiss geschieht
diese Konkretisierung nicht ohne Kontroversen. Kontroversen gehören zum politischen
Alltag.“ Zollitsch mahnte: „Allerdings dürfen ihre Ergebnisse die christlichen Grundwerte
einer Partei, die in ihrem Namen das ‚C’ führt, nicht verdunkeln. Darum müssen Politiker
unterschiedlicher Konfessionen gemeinsam ringen.“ Christen seien weder eine Kontrastgesellschaft,
eine Art christliche Sonderwelt, in der sie abgeschlossen von gesellschaftlichen Entwicklungen
für sich lebten, noch dürften sie sich zu Zaungästen der Gesellschaft machen. „Vielmehr
stehen wir in der Verantwortung, als Christen und Glieder der Gesellschaft in diese
hineinzuwirken. Wir haben den Auftrag, den Blick über die Gegenwart hinaus zu richten
und insbesondere Anwalt derjenigen zu sein, die nicht mit dem hohen Tempo der Gesellschaft
Schritt halten können oder deren Anliegen nicht gehört werden. Das ist der Auftrag
des Evangeliums. An ihm nehmen Christen Maß. Für die Botschaft des Evangeliums ergreifen
wir die Stimme und bringen sie in den öffentlichen Dialog ein“, so der Erzbischof.
„Christliche Politiker und Parteien, die in ihrem Namen das „C“ führen, werden die
Kriterien in der evangelischen Sozialethik und Katholischen Soziallehre suchen, um
dem Menschen zu dienen und den Herausforderungen der Zeit zu begegnen. Sie werden
die ethischen Schätze des christlichen Glaubens heben und sie bei der Gestaltung von
Politik anwenden“, sagte Zollitsch zuversichtlich.