2010-05-12 13:08:51

Papst: „Unsere Gesellschaft vernachlässigt die Tradition“


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat zu einem verstärkten Dialog der Kulturen aufgerufen. Das sagte er an diesem Mittwoch in Lissabon bei einem Treffen mit portugiesischen Kulturschaffenden. Benedikt XVI. traf Vertreter von sechs Religionsgemeinschaften und Kultur im Zentrum Belem in der portugiesischen Hauptstadt. Der Papst mahnte vor einer Vernachlässigung der Tradition. Dies könne vor allem zu einer Krise der Wahrheit führen, so der Papst.



„Es ist dramatisch für eine überwiegend katholisch geprägte Gesellschaft, wenn versucht wird, die Wahrheit jenseits von Jesus Christus zu suchen. Ein Volk, das nicht mehr um die rechte Wahrheit weiß, verliert sich in den Labyrinthen der Zeit und der Geschichte ohne verbindliche Werte und große Ziele.“ 

Zugleich warnte der Papst vor einer einseitigen Fixierung auf die Gegenwart. Es bestehe heute eine Spannung zwischen Tradition und Gegenwart, die bisweilen Formen eines Konfliktes annehme, erklärte Benedikt XVI.



„Eine ausschließliche Konzentration auf das Hier und Heute widerspricht jedoch einer großen kulturellen Tradition wie der des portugiesischen Volkes, die durch das Christentum und ein Bewusstsein für globale Verantwortung tief geprägt worden ist.“ 

Der Papst hob zugleich die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen den Kulturen und Religionen hervor. Auch die Kirche entziehe sich nicht der Einsicht, dass ein aufrichtiges und respektvolles Gespräch in der heutigen Welt von größter Bedeutung sei, sagte der Papst.



„Die Kirche muss noch lernen, wie sie am ewigen Charakter der christlichen Wahrheit festhalten und zugleich den anderen Wahrheiten Respekt entgegenbringen kann. Ein solcher Dialog kann durchaus neue Türen für die Vermittlung der Wahrheit öffnen. Es genügt hierbei nicht, lediglich die Existenz einer anderen Kultur zu akzeptieren. Vielmehr gilt es, sich bereichern zu lassen von dem, was diese Kultur an Gutem, Wahrem und Schönem enthält.“ 

Die Kirche habe mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Voraussetzungen für eine wahrhafte katholische Erneuerung geschaffen. Sie habe von der Moderne das Gute übernommen, zugleich aber deren Irrtümer und Einbahnstraßen vermieden, sagte der Papst.



Begrüßt wurde der Papst vom portugiesischen Kulturbischof, Manuel Clemente. Er ist Bischof von Porto. Im Namen der Kulturschaffende sprach der portugiesische Filmregisseur und Drehbuchautor Manoel de Oliveira. Er gilt seit 2001 als ältester noch aktiver Regisseur und der einzige, der schon zur Stummfilmzeit gearbeitet hat. Oliveira zählt zu den einflussreichsten Filmemachern in Europa.



(rv/kna 12.05.2010 mg)







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