Papst Benedikt XVI. hat den ersten Teil seines viertägigen Portugalbesuchs beendet.
Am Mittwochmittag traf er in der Nuntiatur von Lissabon mit Ministerpräsident Jose
Socrates zusammen. Am Nachmittag flog er mit dem Hubschrauber nach Fatima, dem rund
120 Kilometer nördlich der Hauptstadt gelegenen Hauptziel seiner 15. Auslandsreise.
Über das Treffen mit Socrates sagte Vatikansprecher Federico Lombardi, dass
der Papst und der Premierminister über die Rolle der Kirche in der portugiesischen
Gesellschaft gesprochen haben.
Der Papst hatte zu Beginn seiner Portugal-Reise
die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche zum ersten Mal auf alle Länder bezogen
verbal deutlich verurteilt. Das Statement im Rahmen der traditionellen „fliegenden
Pressekonferenz“ hatte medial weltweit überaus großes Echo gefunden. Die Fakten seien
wirklich erschreckend, sagte Benedikt XVI. auf dem Flug nach Lissabon.
Entstanden
seien die Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche, nicht außerhalb. Nötig seien jetzt
eine tiefgreifende Säuberung und Buße, aber auch Gerechtigkeit und Verzeihen. In Portugal
selbst wurden bislang keine Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche
bekannt, auch fehlt bislang jede öffentliche Debatte über dieses Thema.
Papstbesuche
im Zeichen von Fatima Alle bisherigen fünf Papstbesuche in Portugal fanden
um den 13. Mai statt, den Tag der Marienerscheinungen von Fatima, und auch diesmal
gibt es Bezüge zu diesem Wallfahrtsort. Papstsprecher P. Federico Lombardi nannte
Fatima daher das Herz auch dieser Reise. Wie P. Lombardi erläuterte, hätten die Bischöfe
Portugals das Motto der Reise – „Zusammen mit Dir wandern wir in der Hoffnung“ – gerade
auch aus der aktuellen Krise heraus gewählt: „Die Hoffnung, das soll den Portugiesen
sagen, dass wegen einiger dramatischer Wendungen wir im Moment eine sehr schwierige
Zeit durchleben, aber auch, dass uns Christi Botschaft sagt, dass wir weiter nach
vorne gehen müssen, das Morgen kann besser sein, wenn jeder von uns, in diesem geschichtlichen
Moment, den er erlebt, nicht auf Lösungen hofft, die von woanders her kommen, sondern
aus dem eigenen Beitrag, den er leistet, bis das eben anders wird. Daher die Wahl
der Bischöfe, gemeinsam mit dem Papst dem ganzen portugiesischen Volk ein Zeichen
der Hoffnung zu geben.“
Unterdessen würdigte auch der evangelische Theologe
Friedrich Schorlemmer Benedikt XVI. für seine Worte in der Missbrauchsdebatte von
Dienstagvormittag. Der Papst habe „Klartext geredet, wie es noch nie passiert ist“,
sagte Schorlemmer am Mittwoch in einem Interview des Senders „NDR-Info“. Es sei ein
„sehr, sehr mutiges und wichtiges Wort“.