Papst Benedikt XVI.
hat sich bei seiner ersten großen Messe in Portugal besorgt über einen Rückgang an
Glaubenssubstanz geäußert. Benedikt XVI. rief zu einer christlichen Erneuerung auf.
Man sorge sich oft mühevoll um die sozialen, kulturellen und politischen Auswirkungen
des Glaubens und setze dabei als selbstverständlich voraus, dass dieser Glauben auch
vorhanden sei.
Ein nachdenklicher Papst und jubelnde Gläubige – Mit einem
Regen aus Blütenblättern hat Portugal Benedikt XVI. bei seiner ersten großen Messe
vor Ort begrüßt. Mehr als 100.000 Menschen hatten sich am Dienstagabend auf dem Terreiro
do Paco in der Nähe des Flusses Tejo versammelt. Jubel und Sprechchöre schallten über
den Platz. Es war eine sehr nachdenkliche Predigt, die der Papst am ersten Tag seiner
15. Apostolischen Reise hielt. „Man hat ein vielleicht zu großes Vertrauen in die
kirchlichen Strukturen und Programme gelegt, in die Verteilung der Macht und der Aufgaben“,
überlegte er auf Portugiesisch. Doch zunächst blickte er zurück in die Geschichte
Portugals und erinnerte an die starke portugiesische Missionstätigkeit. In allen fünf
Erdteilen gebe es Ortskirchen, die daher rührten.
„In der Vergangenheit
hat euer Aufbruch auf der Suche nach anderen Völkern die Bande mit dem, was ihr gewesen
seid und geglaubt habt, weder behindert noch zerstört. Im Gegenteil, in christlicher
Weisheit ist es euch gelungen, Erfahrungen und Eigentümlichkeiten zu verpflanzen und
euch zugleich – in scheinbarer Schwäche, die Stärke bedeutet – dem Beitrag der anderen
zu öffnen, um ihr selbst zu sein. Heute nehmt ihr am Aufbau der Europäischen Gemeinschaft
teil, und dazu tragt ihr mit eurer kulturellen und religiösen Identität bei.“ Der
Papst erinnerte an Märtyrer, die in Portugal unter der diokletianischen Verfolgung
litten. Wie zum Beispiel die Heiligen Verissimus, Maximus und Julia. Immer wieder
musste er innehalten, Applaus brandete auf, als er über den heiligen Antonius sprach
und den heiligen Johannes de Brito. Sie waren als Missionare von Portugal ausgezogen.
Heute bestünde die pastorale Priorität darin, alle Christen zu einer Vergegenwärtigung
der Ideale des Evangeliums inmitten der Welt werden zu lassen, so Benedikt XVI..
„Oft
sorgen wir uns mühevoll um die sozialen, kulturellen und politischen Auswirkungen
des Glaubens und nehmen dabei als selbstverständlich an, dass dieser Glauben auch
vorhanden ist, was leider immer weniger der Wirklichkeit entspricht. Man hat ein vielleicht
zu großes Vertrauen in die kirchlichen Strukturen und Programme gelegt, in die Verteilung
der Macht und der Aufgaben; aber was wird geschehen, wenn das Salz schal wird?“
Damit
das eben nicht geschieht, rief Benedikt XVI. zur entschlossenen Verkündigung auf.
Denn eins steht fest, betonte der Papst:
„Die Auferstehung Christi versichert
uns, dass keine gegnerische Macht je die Kirche zerstören können wird. Unser Glaube
hat also ein Fundament, doch es ist nötig, dass dieser Glauben in einem jeden von
uns Leben annimmt. Eine große Anstrengung ist daher zu unternehmen, damit sich jeder
Christ in einen Zeugen verwandelt, der fähig ist, allen und immer Rechenschaft zu
geben von der Hoffnung, die ihn erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15).“
Wie genau
Mission aussehen sollte, dazu sagte Benedikt XVI. zum Abschluss seiner Predigt:
„Gebt
allen, angefangen bei euren Altersgenossen, Zeugnis von der Freude über diese starke
und angenehme Gegenwart! Sagt ihnen, dass es schön ist, ein Freund Jesu zu sein, und
es sich lohnt, ihm zu folgen! Zeigt mit eurer Begeisterung, dass man unter den vielen
Möglichkeiten zu leben, die uns die Welt heute zu bieten scheint – und die alle scheinbar
auf der gleichen Stufe stehen –, einzig in der Nachfolge Jesu den wahren Sinn des
Lebens und folglich die wahre und bleibende Freude findet.“ (rv
12.05.2010 kk)