Frankreich: Nationalversammlung verurteilt Tragen der Burka
Die Nationalversammlung hat das Tragen der Burka verurteilt. Die Abgeordneten nannten
in einer am Dienstagabend in Paris verabschiedeten Entschließung „alle radikalen Praktiken,
die gegen Würde und Gleichheit von Männern und Frauen verstoßen“, unvereinbar mit
den Werten des Landes. Dazu gehöre auch der den ganzen Körper verhüllende Schleier,
heißt es in dem rechtlich nicht verbindlichen Dokument. Für die von der Regierungspartei
UMP eingebrachte Entschließung stimmten alle anwesenden 434 Abgeordneten. Die kommunistische
Fraktion und einige weitere Abgeordnete verließen vor der Abstimmung den Plenarsaal;
sie lehnten die Entschließung ab. Die französische Regierung will in der kommenden
Woche zudem einen Gesetzentwurf zum Verbot des islamischen Ganzkörperschleiers in
der Öffentlichkeit einbringen. Darüber soll die Nationalversammlung noch vor der Sommerpause
debattieren. Unter den Abgeordneten ist die Reichweite des Gesetzes aber umstritten.
Im Gegensatz zur UMP wollen die Sozialisten das Burka-Verbot auf bestimmte Bereiche
beschränken, etwa in Geschäften oder beim Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen.
– Belgiens Abgeordnetenhaus hatte Ende April nahezu einstimmig dafür gestimmt, das
Verhüllen des Gesichts in der Öffentlichkeit mit einer Geldbusse oder einer Gefängnisstrafe
von sieben Tagen zu belegen. Wegen der Regierungskrise und den Neuwahlen kann das
Gesetz aber nicht in Kraft treten. In Deutschland hatte sich Bundesinnenminister Thomas
de Maizière (CDU) danach gegen ein Burka-Verbot ausgesprochen. Eine solche Vorgabe
sei nicht erforderlich und unangemessen, sagte er. Auch in der Schweiz ist während
der letzten Wochen eine Debatte entbrannt, nachdem der Aargauer Grosse Rat ein Burka-Verbot
auf nationaler Ebene forderte. (kipa 12.05.2010 mg)