D: Marx und Friedrich beschwören Geist der Ökumene
Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx beklagt in der Ökumene zu geringe Ansprüche
auf Seiten der evangelischen Kirche. „Der evangelischen Seite scheint inzwischen statt
sichtbarer Einheit die wechselseitige Anerkennung zu genügen. Das ist nicht unsere
Vorstellung von Ökumene“, sagte Marx der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch).
Mit Blick auf den 2. Ökumenischen Kirchentag, der am Abend in München beginnt, rief
Marx Katholiken und Protestanten dazu auf, „mit Leidenschaft aufeinander zuzugehen“,
ohne das Trennende zu übersehen. Zwischen katholischer und orthodoxer Seite sei das
Gespräch über den Primat in der Kirche während des Pontifikats von Papst Benedikt
XVI. weit vorankommen, fügte Marx hinzu. Dagegen herrsche zwischen Katholiken und
Protestanten in der Amtsfrage „Stillstand“. Eine sichtbare Kirchengemeinschaft sei
aber Voraussetzung für eine gemeinsame Eucharistiefeier. Der evangelische Landesbischof
Johannes Friedrich erklärte in demselben Interview, das Hauptproblem sei nicht
das unterschiedliche Verständnis vom Primat des Papstes, sondern die Auffassung vom
Bischofsamt. „Wenn wir uns da annähern könnten, dann wäre die Frage des Primates gar
nicht mehr so schwierig“, sagte der bayerische Landesbischof. Er stehe zu seinem Vorschlag,
den Papst als gemeinsamen Sprecher der Christenheit anzuerkennen. „Es täte der Christenheit
einfach gut“, so Friedrich. Der Papst müsse dafür jedoch die evangelische Kirche anerkennen.