Kurz vor Beginn des 2. Ökumenischen Kirchentages haben sich Stimmen der beiden großen
Kirchen skeptisch über ein Zusammenwachsen der Konfessionen geäußert. Der Magdeburger
Bischof Gerhard Feige betonte zwar, die Kirchen seien „zu neuen Ufern aufgebrochen“.
Es mangele jedoch an einer „konkreten Vision“, so Feige in einem Interview der katholischen
Kirchenzeitung „Tag des Herrn“. Während die katholische Kirche eine sichtbare Einheit
erst nach vorheriger Lösung zentraler Fragen anstrebe, favorisiere die evangelische
Kirche zunehmend eine wechselseitige Anerkennung bei bleibenden Differenzen, so Feige,
der Mitglied der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. Der evangelische
Theologe Friedrich Schorlemmer äußerte unterdessen mit Blick auf die Ökumene, er habe
„die freundlichen Worte satt“ und verlangte Änderungen von katholischer Seite. Solange
ausdrücklich ausgeschlossen sei, dass Katholiken der Einladung zum Abendmahl folgen
können oder Protestanten der Einladung zur Eucharistie, bleibe er beim Begriff „Etikettenschwindel“
für die Ökumene, sagte Schorlemmer in einem Interview der Ulmer „Südwest Presse“ von
diesem Dienstag.