Nach jahrzehntelanger Nutzung als Erotik-Kino ist eine syrisch-katholische Kirche
im südtürkischen Iskenderun am Wochenende feierlich als Gotteshaus wiedereröffnet
worden. Wie die türkische Presse am Montag berichtete, übergab Ministerpräsident Recep
Tayyip Erdogan per Telekonferenz das Gotteshaus, das von der staatlichen Stiftungsbehörde
in den vergangenen zwei Jahren für rund 200.000 Euro restauriert worden war. Ab 1.
Juni soll die Gemeinde in der Kirche wieder Gottesdienste feiern dürfen. Es habe
ein "Klima der Toleranz" geherrscht, kommentierte die Zeitung "Zaman" die Eröffnungsfeier,
an der viele Vertreter des türkischen Staates ebenso teilnahmen wie Vertreter der
zahlreichen christlichen Gemeinden aus Iskenderun und der umgebenden Provinz Hatay.
Auch der Apostolische Vikar von Anatolien, Bischof Luigi Padovese, war anwesend. Die
im 19. Jahrhundert errichtete Kirche war bis 1950 von der türkischen Armee als Lager
genutzt und 1956 zu einem Kino umfunktioniert worden, in dem dann zur Empörung der
Gemeindemitglieder erotische Filme vorgeführt wurden. Iskenderum und das umliegende
Gebiet, die heutige Priovinz Hatay mit u.a. der Stadt Antiochien (Antakya), bildete
einst den Sandschak von Alexandrette, der nach dem Ersten Weltkrieg französisches
Mandatsgebiet war und erst 1939 an die kemalistische Türkei zurückgestellt wurde.
Damit sollte verhindert werden, dass Ankara ein Bündnis mit Hitlerdeutschland schließt.