Das melancholische
Lissabon ist wohl die schönste Hauptstadt Europas. Wer am Hafen entlangläuft, bis
zum Denkmal für Vasco da Gama und die portugiesischen Eroberer der Neuen Welt, der
stößt im Vorort Belem auf das Jeronimos-Kloster. Mitten in einem Park liegt der Komplex
aus dem 16. Jahrhundert, ein Hauptwerk der hiesigen Spätgotik, finanziert mit den
ersten Geldern aus Übersee. Ein Turm mit einer Steinhaube, die an eine Krone erinnert;
eine hohe, dunkle Kirche mit den Gräbern von Königen; und ein prachtvoller Kreuzgang.
Wer dort genau hinschaut, der sieht, dass die verschlungen-spielerische Dekoration
aus Stein Schiffstauen nachgebildet ist. Übrigens wurde in diesem Kloster vor zweieinhalb
Jahren der berühmte EU-Vertrag von Lissabon unterschrieben...
Der Präsidentenpalast,
Ort des Höflichkeitsbesuchs von Papst Benedikt beim Präsidenten, liegt ganz nahe vom
Jeronimos-Kloster, auf einem Hügel hoch über dem Fluss Tejo. Leider darf man nicht
zuhören, wenn sich ein Papst mit einem Präsidenten unterhält – dabei wäre gerade dieses
Gespräch besonders interessant. Schließlich will Präsident Anibal Cavaco Silva, sobald
der Papst das Land wieder verlassen hat, ein Gesetz unterzeichnen, mit dem die Ehe
von zwei Partnern gleichen Geschlechts legal wird.
Am Dienstag Abend steht
für Benedikt XVI. eine Messe auf dem Hauptplatz von Lissabon auf dem Programm – gleich
am Hafen, an den gelben Kolonnaden, die den Eingang zur Innenstadt markieren. Am Mittwoch
wird er noch in Lissabon Vertreter der Kultur treffen, bevor er dann an sein eigentliches
Ziel weiterreist: nach Fatima.