Zu friedlichen und
ehrlichen Wahlen hatten die philippinischen Bischöfe aufgerufen - doch die Präsidentenwahl
von diesem Montag war von schweren Gewaltausschreitungen überschattet. Nach Angaben
von Polizei und Militär starben mindestens 14 Menschen. Insgesamt waren 50 Millionen
Philippiner zur Wahl aufgerufen. Nach Auszählung von drei Vierteln der Wahlbezirke
kommt der Sohn der früheren Präsidentin Corazon Aquino auf mehr als 40 Prozent der
Stimmen. Die verstorbene Corazon Aquino und ihr 1983 ermordeter Ehemann Benigno senior
gelten als Verfechter der Demokratie. Padre Sebastiano d´Ambra ist Missionar auf Mindanao,
im Süden der Philippinen. Er sagte über den politischen Neuling:
„Die Tatsache,
dass sowohl sein Vater als auch seine Mutter bekannte Persönlichkeiten auf den Philippinen
waren, nützt ihm. Er ist eine neue Figur. Er hat noch nichts Großartiges geleistet
in der Vergangenheit, aber er sagt, dass er der Korruption im Land ein Ende setzen
will und dass man daran glauben müsse. Also er ist jemand Neues, also finden wir schon
mal in seiner Vergangenheit keine Fälle der Korruption. Wir werden sehen.“
Eine
glaubwürdige Person, die haben die Philippinen dringend nötig, meint der gebürtige
Sizilianer. Die Bevölkerung vertraue zurzeit weder in die rechte noch in die linke
Führung im Land. Nach zehn Jahren durfte die amtierende Präsidentin Arroyo nicht mehr
zur Wahl antreten. Menschenrechtsorganisationen kritisieren, unter Arroyo hätten politische
Morde stark zugenommen. Staatliche Sicherheitskräfte folterten und mordeten und würden
für diese Verbrechen nicht belangt.
„Ich hoffe, dass das Land den Mut hat
der Waffengewalt ein Ende zu setzen. Auch die Agrarreform ist noch nicht komplett
umgesetzt. Darüberhinaus ist es nötig, eine Kampagne gegen die Familien zu starten,
die seit Generationen die Macht des Landes in ihren Händen halten.“
Die
Menschen auf den Philippinen votierten nicht nur für einen neuen Präsidenten, gleichzeitig
wurden auch Parlaments-, Gouverneurswahlen und Wahlen auf lokaler Ebene abgehalten.
Besonders aus dem Süden des Landes werden Computerprobleme und Attentate gemeldet.
Islamistische Rebellen kämpfen hier in dem sonst mehrheitlich katholischen Land für
einen unabhängigen muslimischen Staat. Trotz vieler Rückschläge in der Vergangenheit
Pater d´Ambra liegt besonders der Dialog mit den Muslimen am Herzen. Auch nach der
Ermordung eines Mitbruders engagiert er sich für die Versöhnung zwischen Muslimen
und Christen.
„Das Problem ist, vor dem aktuellen Szenario gibt es kaum
große Aussichten. Die Bischöfe haben vor den Wahlen verschiedene Erklärungen abgegeben,
sie waren aufmerksam und genau, wenn es darum ging, die Lage im Land zu verurteilen
oder vor bestimmten Entwicklungen zu warnen. Die Wahlen jetzt könnten helfen, wenn
die Politik endlich verstünde, dass die Lösung zum Verhältnis zu den Muslimen nicht
über Waffen gelingt, sondern vielmehr im Dialog. Das wäre am besten. Aber das bleibt
nur ein Wunsch.“