Vatikan/Belgien: Die Priesterausbildung braucht mehr Aufmerksamkeit
Der Schock des Rücktritts
des Bischofs von Brügge in Belgien sitzt noch tief; in diesen Tagen ist die Bischofskonferenz
des Landes zum Ad Limina-Besuch in Rom, turnusgemäß und nicht außerplanmäßig. Aber
natürlich spielt der Fall des als Priester und auch noch als Bischof Täter gewordene
Roger Vangheluwe eine prägende Rolle.
In einem Interview für der Vatikanzeitung
„L´Osservatore Romano“ äußerte sich der Vorsitzende der belgischen Bischofskonferenz
und Bischof von Brüssel, André-Mutien Joseph Léonard, an diesem Freitag zu der Null-Toleranz-Politik,
zu der er stehe und die sich vollständig mit der Politik des Papstes in diesen Fragen
decke. Die Kirche leide und denke vor allem an die Opfer, so Léonard. Wer sexueller
Übergriffe schuldig sei, dürfe auf keinen Fall in der Kirche einen Dienst ausüben
so der Bischof. Die Kirche in Belgien ermuntere alle Opfer, sich an die zuständigen
Behörden zu wenden; nur diese hätten die Mittel, den Vorwürfen auf den Grund zu gehen.
Aber
man müsse auch in die Zukunft blicken, und vor allem in die Zukunft des Priesteramtes,
das stark in der Kritik stehe. Das zu Grunde liegende Problem bei sexuellem Missbrauch
sei in der persönlichen Entwicklung des Individuums zu suchen, bei der Beurteilung
von Kandidaten für das Priestersamt müsse aufmerksam auf das seelische Gleichgewicht
geachtet werden. Dazu – so Léonard weiter – würden die Ausbildungsteams verstärkt
werden: gerade in den ersten Jahren der Ausbildung seien die Kandidaten besonders
auf Unterstützung angewiesen, hier werde man nachbessern.
Einfluss Selbstverständlich
habe das auch Einfluss auf die schon seit längerem schwindenden Zahlen an Bewerbern
für das Priestertum und das Ordensleben, so Léonard, aber darauf könne man nur so
antworten, dass man sich um die Seminaristen und diejenigen, die einer Berufung folgen,
kümmere. Außerdem beobachte er eine außerordentliche Energie in den jungen Christen,
und das nicht nur aus dem katholisch geprägten Wallonien sondern auch aus dem eher
protestantischen Flandern. Hier sehe er eine Dynamik, die ihm Hoffnung gebe.
Am
Samstagmorgen empfängt Papst Benedikt XVI. die Bischöfe Belgiens in Audienz.