2010-05-06 15:12:05

„Das Fünkchen, das den Glauben abrundet“ – Zivildienst im Sammelbecken der Weltreligionen


RealAudioMP3 Wohin mit der neugewonnenen Freiheit, wenn die Schule erstmal vorbei ist? Auf Manuel Wenski hat nach dem Abi erstmal der Zivildienst gewartet – aber für den hat er sich einen ganz besonderen Ort ausgesucht – Jerusalem. Anders, als viele Touristen, wollte er die Stadt und vor allem die Menschen ganz intensiv kennenlernen, reichhaltige Erfahrungen im Spannungsfeld der verschiedenen Religionen und politischen Herausforderungen sammeln. Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt der Freiburger, warum er sich für den sozialen Dienst in der evangelischen Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt entschieden hat:
 
„Es war klar, dass ich meinen Zivildienst leisten muss. Und da dachte ich: Dann aber dort, wo ich am meisten mitnehmen kann! Dazu kam, dass ich stark auf der Suche war nach diesem Fünkchen, das den Glauben noch abrundet. Und Jerusalem ist die Stadt, wo man sich diese Glaubensabrundung sehr gut vorstellen kann. Inzwischen bin ich hier auf einem guten Weg und merke, dass es die richtige Entscheidung war.“

Neben den reichhaltigen Eindrücken ringsum stehen Tag für Tag aber ganz verschiedene alltägliche Dinge in der Gemeindearbeit auf dem Programm:

„Wir haben hier einen Kreuzgang, der gepflegt werden muss. Wir veranstalten im Sommer wieder monatlich Konzerte, die organisiert werden müssen. Wir haben eine Gemeinde in Latrun, wo wir einen Kindergottesdienst gestalten. Da kommen viele Kleinigkeiten zusammen.“

Seit sieben Monaten lebt und arbeitet Manuel Wenski nun schon in Jerusalem. Nebenbei beobachtet er die Mixtur der verschiedenen Kulturen und Religionen.
 
„Das ist unglaublich! Mir hat mal jemand gesagt, und historische Dokumente belegen das, dass die Einwohner von Jerusalem früher davon ausgegangen sind, der Nabel der Welt zu sein. Und heute gilt das, glaube ich, immer noch: Die Weltreligionen der Erde versammeln sich hier und sind davon überzeugt, dass hier ihr Ursprung ist. Jede Religion hat ihre eigenen Traditionen und Vorstellungen und klammert sich hier an jedem noch so kleinen Quadratzentimeter fest auf diesem winzigen Fleckchen Erde.“

 
Christ sein bedeutet in Jerusalem keine Außenseiterrolle, so der Zivi, obwohl die Christen in Israel in der Minderheit sind:

„Eigentlich ist es ganz angenehm. Denn die Juden sind so auf die Moslems und die Moslems wiederum so auf die Juden fixiert, dass wir so ein bisschen einen Joker haben. Wir kommen vielerorts leichter rein, als die anderen, zum Beispiel. Wir werden als Christen akzeptiert. Und trotzdem würde ich in der Altstadt nicht mit einem riesigen Kreuz um den Hals spazieren gehen. Ich weiß für mich, dass ich Christ bin, und muss das nicht großmächtig nach außen tragen.“

Ein neuer Mensch werde man, wie Viele sich von einem Aufenthalt im Heiligen Land erhofften, auch in Jerusalem nicht über Nacht. Und dennoch haben einzelne Begegnungen mit den Menschen in dem zerrissenen Land ihn so tief berührt, dass sie auch seinen Glauben prägen, berichtet der Zivi:

„Diese Menschen strahlen trotzdem noch so eine Lebensfreude aus und laden einen zu sich nach Hause ein. Und diese Erfahrung bestärkt mich darin, zu sagen: Es muss sein, es muss jemanden geben, der hier alles so leitet, dass es funktioniert. Trotz der Tumulte, zu denen es immer wieder kommt.“

 
(rv 06.05.2010 vp)








All the contents on this site are copyrighted ©.