„Das Fünkchen, das den Glauben abrundet“ – Zivildienst im Sammelbecken der Weltreligionen
Wohin mit der neugewonnenen
Freiheit, wenn die Schule erstmal vorbei ist? Auf Manuel Wenski hat nach dem Abi erstmal
der Zivildienst gewartet – aber für den hat er sich einen ganz besonderen Ort ausgesucht
– Jerusalem. Anders, als viele Touristen, wollte er die Stadt und vor allem die Menschen
ganz intensiv kennenlernen, reichhaltige Erfahrungen im Spannungsfeld der verschiedenen
Religionen und politischen Herausforderungen sammeln. Im Gespräch mit Radio Vatikan
erklärt der Freiburger, warum er sich für den sozialen Dienst in der evangelischen
Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt entschieden hat: „Es war
klar, dass ich meinen Zivildienst leisten muss. Und da dachte ich: Dann aber dort,
wo ich am meisten mitnehmen kann! Dazu kam, dass ich stark auf der Suche war nach
diesem Fünkchen, das den Glauben noch abrundet. Und Jerusalem ist die Stadt, wo man
sich diese Glaubensabrundung sehr gut vorstellen kann. Inzwischen bin ich hier auf
einem guten Weg und merke, dass es die richtige Entscheidung war.“
Neben
den reichhaltigen Eindrücken ringsum stehen Tag für Tag aber ganz verschiedene alltägliche
Dinge in der Gemeindearbeit auf dem Programm:
„Wir haben hier einen Kreuzgang,
der gepflegt werden muss. Wir veranstalten im Sommer wieder monatlich Konzerte, die
organisiert werden müssen. Wir haben eine Gemeinde in Latrun, wo wir einen Kindergottesdienst
gestalten. Da kommen viele Kleinigkeiten zusammen.“
Seit sieben Monaten
lebt und arbeitet Manuel Wenski nun schon in Jerusalem. Nebenbei beobachtet er die
Mixtur der verschiedenen Kulturen und Religionen. „Das ist unglaublich!
Mir hat mal jemand gesagt, und historische Dokumente belegen das, dass die Einwohner
von Jerusalem früher davon ausgegangen sind, der Nabel der Welt zu sein. Und heute
gilt das, glaube ich, immer noch: Die Weltreligionen der Erde versammeln sich hier
und sind davon überzeugt, dass hier ihr Ursprung ist. Jede Religion hat ihre eigenen
Traditionen und Vorstellungen und klammert sich hier an jedem noch so kleinen Quadratzentimeter
fest auf diesem winzigen Fleckchen Erde.“
Christ sein
bedeutet in Jerusalem keine Außenseiterrolle, so der Zivi, obwohl die Christen in
Israel in der Minderheit sind:
„Eigentlich ist es ganz angenehm. Denn die
Juden sind so auf die Moslems und die Moslems wiederum so auf die Juden fixiert, dass
wir so ein bisschen einen Joker haben. Wir kommen vielerorts leichter rein, als die
anderen, zum Beispiel. Wir werden als Christen akzeptiert. Und trotzdem würde ich
in der Altstadt nicht mit einem riesigen Kreuz um den Hals spazieren gehen. Ich weiß
für mich, dass ich Christ bin, und muss das nicht großmächtig nach außen tragen.“
Ein
neuer Mensch werde man, wie Viele sich von einem Aufenthalt im Heiligen Land erhofften,
auch in Jerusalem nicht über Nacht. Und dennoch haben einzelne Begegnungen mit den
Menschen in dem zerrissenen Land ihn so tief berührt, dass sie auch seinen Glauben
prägen, berichtet der Zivi:
„Diese Menschen strahlen trotzdem noch so eine
Lebensfreude aus und laden einen zu sich nach Hause ein. Und diese Erfahrung bestärkt
mich darin, zu sagen: Es muss sein, es muss jemanden geben, der hier alles so leitet,
dass es funktioniert. Trotz der Tumulte, zu denen es immer wieder kommt.“