Der Papst wird im Laufe des Jahres noch Akzente in Sachen Missbrauch in der katholischen
Kirche setzen. Das sagte an diesem Donnerstag die Schweizer Bundespräsidentin Doris
Leuthard in Rom. Sie traf den Papst anlässlich der Vereidigung der neuen Schweizergardisten.
Unser Schweizer Kollege Mario Galgano hat die Bundespräsidentin nach der Privataudienz
beim Papst getroffen.
Die Unterredung im Apostolischen Palast dauerte
rund 25 Minuten. Dabei haben Papst Benedikt und Bundesrätin Doris Leuthard drei Themen
besprochen. Beim ersten Gesprächsthema ging es um die Minarettinitiative und allgemein
um den interreligiösen Dialog.
„Wir haben nicht nur in der Schweiz
sondern in ganz Europa seit geraumer Zeit die Diskussionen um Integration des Islam
in unserer Gesellschaft. In der Schweiz gab es kürzlich die Minarettabstimmung. Jetzt
spricht man bereits darüber, den Burka zu verbieten. Deshalb wollte ich vom Papst
und vom Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ihre Meinung dazu hören. Es traf sich,
dass heute auch der Emir von Katar im Vatikan zu Besuch war. Auch das ist ein Zeichen,
dass andere Staatsoberhäupter den Kontakt mit der katholischen Kirche suchen und dass
unter Religionsführern allgemein der Austausch derzeit viel intensiver und offener
ist als in der Zivilgesellschaft.“
Dann sprach Leuthard mit dem Papst
auch über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche.
„Der
Papst wird diesbezüglich offenbar in diesem Jahr noch Akzente setzen. Das hat mich
positiv überrascht, dass die Kirche eine gewisse Offenheit signalisiert und gemerkt
hat, dass es der Kirche mehr schadet, wenn die Fälle vertuscht werden. Es geht doch
darum, dass die Opfer Hilfe erhalten und die Täter gerecht verurteilt werden und bestraft
werden.“
Als drittes Thema haben sie über die Ethik in der Wirtschaft
im Kontext der gegenwärtigen globalen Finanzkrise gesprochen. Leuthard sei dankbar,
dass der Papst dazu eine Enzyklika geschrieben habe. Am Donnerstagnachmittag nimmt
Leuthard dann an der Vereidigung neuer Schweizergardisten teil.
„Die
Schweiz ist stolz, dass seit über 500 Jahren junge Schweizer nach Rom kommen und im
Dienste des Papstes und der Kirche stehen. Das ist einerseits ein Beitrag an die Sicherheit
und andererseits eine Sichtbarkeit der Schweiz in Rom, die man nicht unterschätzen
darf. Viele Ehrengäste besuchen immer wieder die Schweizergarde. Das ist ein besonderes
Zeichen der Wertschätzung.“