Wenn sie sich treffen,
brauchen sie immer viel Platz: Die brasilianische Bischofskonferenz ist mit weit über
vierhundert Mitgliedern die größte der Welt. Und sie trifft sich derzeit in der Hauptstadt
Brasilia – aus zwei Gründen, wie Kardinal Odilo Scherer erzählt: „Weil nach
dieser Vollversammlung sofort auch der Eucharistische Kongress beginnt. Und wir feiern
auch mit der Kirche hier das fünfzigjährige Jubiläum der Gründung dieses Erzbistums
und auch dieser Stadt, die im Jahr 1960 eingeweiht worden ist.“ Offizielles
Thema der Beratungen ist „das Wort Gottes“ – ein Wort, das nicht nur der Kirche selbst
gehört, wie der Kardinal von Sao Paolo betont. „Wir wollen, dass das Wort Gottes
in die brasilianische Gesellschaft ausstrahlt, um die vielen Probleme zu lösen, die
wir haben. Das Sozial- und wirtschaftliche Leben wollen wir durch das Wort Gottes
beeinflussen – das Licht Gottes soll der ganzen Gesellschaft helfen, nicht nur der
Kirche als solcher!“ Allerdings hat auch die Kirche selbst Hilfe nötig – denn
auch in Brasilien steckt sie in Missbrauchs-Turbulenzen. Das liegt u.a. am Erzbischof
von Porto Alegre, Dadeus Grings. Dieser hielt zwar unmissverständlich fest, dass die
Kirche keine Toleranz mit Missbrauchs-Tätern kennt: „Das ist ein äußerstes Verbrechen
– besonders mit Kindern! Die Kinder werden dadurch in ihrer Entwicklung gestört, sie
verlieren sozusagen ihr Leben…“ Doch Grings sorgte mit der Bemerkung, „die
Gesellschaft an sich“ sei heutzutage mehrheitlich „pädophil“, für einen Sturm der
Entrüstung in den Medien. Im Gespräch mit „O Globo“ meinte der Erzbischof auch, wenn
man sich zu sehr für die Rechte von Homosexuellen einsetze, „dann stoßen wir ziemlich
bald auch auf die Rechte von Pädophilen“. „Jeder Bischof ist selbst für das
verantwortlich, was er den Journalisten auf ihre Fragen antwortet”, meint dazu
der Erzbischof von Rio de Janeiro, Orani Tempesta. „Das ist dann keine Meinung
der Kirche an sich. Auch in der Kirche spiegeln sich viele verschiedene Meinungen
wider, die es in der Gesellschaft so gibt.“
Natürlich hat es auch in den
Reihen der brasilianischen Priester und Ordensleute einige Pädophilie-Fälle gegeben
– aber im großen und ganzen sieht der Päpstliche Nuntius, Lorenzo Baldisseri, die
größte katholische Ortskirche der Welt für diese Fälle gut gerüstet.
„Die
Kirche Brasiliens hat alles, um diese Probleme in guter Weise anzugehen. Ich habe
den versammelten Bischöfen einige Hinweise gegeben und die Dokumente des Heiligen
Stuhls zu diesem Problem vorgestellt. Die bisherigen Missbrauchsfälle wurden offenbar
mit großer Ernsthaftigkeit und Würde behandelt von seiten der Bischöfe. Die Priester,
die sich schuldig machen, müssen sich natürlich verantworten – vor Gott und vor dem
Richter, wie der Heilige Vater das gesagt hat.“
Vertreter des Papstes beim
Nationalen Eucharistischen Kongress wird der brasilianische Kardinal Claudio Hummes
sein. Der Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation wird ausserdem ein großes brasilianisches
Priestertreffen in Brasilia leiten.