2010-05-01 11:08:01

Spanien: Kirche will andere Migrationspolitik in Europa


RealAudioMP3 Die katholische Kirche fordert eine umfassende Wende in der europäischen Einwanderungspolitik. Die Pluralität der Kulturen sei heute in Europa eine unumkehrbare Wirklichkeit, die von den Staaten positiv gestaltet werden müsse, heißt es in einer gemeinsamen Botschaft, die am Freitag in Malaga am Ende einer dreitägigen Bischofsversammlung verabschiedet wurde.

An dem Treffen hatten Bischöfe und kirchliche Repräsentanten aus 22 Ländern Europas sowie aus dem Vatikan teilgenommen. Als Tagungsort hatte der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) die südspanische Stadt Malaga gewählt, die seit dem Schengener Abkommen von 1985 an einer Nahtstelle der Immigration von Afrika nach Europa liegt.



Für Dialog der Kulturen

In ihrer Botschaft wandten sich die für Migrationsfragen zuständigen Kirchenvertreter dagegen, Einwanderer als Bedrohung der europäischen Identität zu sehen. Immigration müsse keineswegs Kulturen auflösen oder zu Gewalt zwischen den unterschiedlichen ethnischen Gruppen führen. Die Tagung sprach sich für einen Dialog der Kulturen und gegen das Konzept einer „kulturellen Dominanz“ aus. In einer integrationsbereiten Gesellschaft könnten Einwanderer nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht eine Bereicherung sein. Die europäischen Regierungen werden in der Schlusserklärung aufgefordert, die Einheit der Familie auch für Einwanderer als ein fundamentales Recht anzuerkennen. Ferner müsse in allen Ländern ein Rechtsrahmen geschaffen werden, der die Menschenwürde der Immigranten respektiere.



Keine Abschottung

An die Migranten selbst wendet sich die Botschaft von Malaga mit den Worten: „Wir lehnen jeglichen Ansatz der Abschottung ab und wollen euch sagen, dass wir gemeinsam mit euch die Zukunft Europas bauen wollen.“ Die Kirche setze sich mit ihren unterschiedlichen Traditionen und Riten für die Einheit der Menschheitsfamilie über Nationen, Rassen und Ideologien hinweg ein. Zu den Unterstützern des Appells von Malaga zählen der Präsident des Päpstlichen Migrantenrats, Erzbischof Antonio Maria Vegliò, sowie leitende Funktionäre der Caritas und anderer kirchlicher Hilfswerke aus allen Teilen Europas. Aus dem deutschen Sprachraum waren unter anderem der Wiener Weihbischof Franz Scharf sowie die nationalen Koordinatoren der Migrantenseelsorge aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg in Malaga vertreten.



Allen Einwanderern helfen

Die Hilfe der Kirche für die Immigranten in Europa muss allen Fremden unabhängig von ihrem Glauben und ihrer Herkunft gelten. Dies betonte der Erzbischof von Madrid, Kardinal Antonio Rouco Varela, am Samstag in Malaga. Der Kardinal äußerte sich in einer Predigt beim Abschlussgottesdienst des VIII. Migrationskongresses der Europäischen Bischofskonferenzen. Rouco betonte, in der „delikaten historischen Situation“, in der sich Europa durch die demografische und wirtschaftliche Krise befinde, müsse sich die Kirche mehr denn je am Lehramt der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. orientieren. Dazu gehören die bedingungslose Nächstenliebe, die brüderliche Aufnahme der christlichen Einwanderer in den Gemeinden und die umfassende Unterstützung der Caritas für alle Immigranten. Untrennbar davon sei ein verstärktes Engagement der Kirche für die Neuevangelisierung Europas angesichts eines verschärften Laizismus und Säkularismus. Die Kirche dürfe auch nicht an der Tatsache vorbeigehen, dass die Gesetzgebung in Europa immer öfter mit der christlichen und naturrechtlichen Tradition breche. Die Verweigerung des Lebensrechts von der Empfängnis an trage zu der schweren demografischen Krise bei, die den Horizont der Zukunft Europas verdunkle.



(kipa/pm 01.05.2010 mg)








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