1. Mai: Papst für stärkere Regulierung der Weltwirtschaft
Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise und der Verteilungsdiskussionen rund um den
1. Mai hat sich der Papst für eine stärkere Regulierung der Weltwirtschaft ausgesprochen.
An die Stelle einer Wirtschaftstheorie im Sinne einer Spirale von Produktion, Konsum
und Weckung von Bedürfnissen müsse eine Sicht treten, die ökonomisches Handeln als
praktische Ausübung der Verantwortung auffasst, „die Würde des Menschen zu fördern“.
Im
Auge behalten werden müssten „die Suche nach dem Gemeinwohl, die integrale Entwicklung
– politisch, kulturell und spirituell - des Individuums, der Familie und der Gesellschaft“,
so Benedikt XVI. Er äußerte sich im Vatikan vor den Mitgliedern der Päpstlichen Akademie
für Sozialwissenschaften, die bis Dienstag, 4. Mai, eine Konferenz zum Thema „Die
Krise in der Weltwirtschaft – Neuplanung der Reise“ abhält.
In seiner
Rede forderte der Papst die Wissenschaftler auf, nach objektiven Bewertungskriterien
für wirtschaftliche Strukturen, Institutionen und Entscheidungen zu suchen. Die Finanzkrise
habe die Brüchigkeit des gegenwärtigen ökonomischen Systems gezeigt. Dadurch sei die
These widerlegt worden, dass der Markt sich allein regulieren könne. Die Beziehung
zwischen Menschen dürfe nicht nur auf Eigeninteresse und Profitsuche reduziert werden.
Die
1994 gegründete Päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften hat die Aufgabe, „das
Studium der sozialen, wirtschaftlichen, politischen und juristischen Wissenschaften
im Licht der Soziallehre der Kirche zu vertiefen und zu fördern“. Ihr gehören rund
35 Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen und Religionen an, darunter etliche
Nobelpreisträger. Präsidentin der Akademie ist die Harvard-Juristin und frühere Botschafterin
der Vereinigten Staaten beim Heiligen Stuhl Mary Ann Glendon.