2010-04-30 10:15:13

Vatikan/Aserbaidschan: „Die globalisierte Welt brüderlicher machen“


„Die globalisierte Welt ist nicht brüderlich. Aber sie kann dazu gemacht werden.“ Das ist die Botschaft von Kardinal Jean-Louis Tauran, anlässlich eines interreligiösen Treffens in Aserbaidschan, das Mitte dieser Woche zu Ende ging. Tauran ist Präsident des päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog. In der Hafenstadt Baku am Kaspischen Meer tauschten sich Vertreter der drei Weltreligionen über die Frage aus, wie Globalisierung, Religionen und traditionelle Werte in den Dienst der Weltgemeinschaft gestellt werden können. Eigentliche Schlüsselfigur des Treffens war jedoch der katholische Patriarch von Armenien, Karekin II., der das Nachbarland zum ersten Mal besuchte: Das habe ein Zeichen der Verständigung gesetzt, so Kardinal Tauran nach seiner Rückkehr im Interview mit unseren französischen Kollegen. Zwischen den beiden Länder schwelt seit Jahren ein bewaffneter Konflikt um die Grenzregion Bergkarabach. Aserbaidschans Christen wird teilweise das Leben schwer gemacht, weil sie mit den verfeindeten Armeniern in Zusammenhang gebracht werden.

„Die Verfolgung und Diskriminierung von Minderheiten ist ja nach wie vor Thema in dieser Region. Ich habe mit der kleinen katholischen Gemeinde die Messe gefeiert. Fünfzig Jahre hat es gebraucht, um die Kirche bauen zu können, was der Heldenhaftigkeit dieser Gläubigen zu verdanken ist. Ein großes Ereignis war da natürlich der erste Besuch des armenischen Patriarchen – auch auf internationaler Ebene!“

Die Religionsvertreter hatten sich bei dem interreligiösen Treffen gegen die Instrumentalisierung von Religion und Fanatismus aus. Wichtig sei die „Erziehung zum Frieden“ in Familien, Schulen und Gemeinschaften, so Kardinal Tauran. Bei der zweitägigen Begegnung habe sich der Führer der muslimischen Glaubensgemeinschaft sehr verständig gezeigt, so Tauran:

„Scheich Allashükür Pasha-Zadé war sehr zuvorkommend und einladende gegenüber den Katholiken und den Gläubigen allgemein. Er hat große Bewunderung für den Papst zum Ausdruck gebracht. Er hat das mit viel Feingefühl getan. Ich denke, das ist ein Beispiel für Harmonie.“

Der Scheich hatte zusammen mit dem orthodoxen Patriarchen von Moskau, Kirill, zu dem interreligiösen Treffen eingeladen. Religion sei innerhalb weniger Jahre zum integralen Bestandteil des öffentlichen Dialoges geworden, hatte Tauran in seiner Ansprache an die Religionsführer unterstrichen. Der Kardinal:
 
„Der interreligiöse Dialog muss im Dienst der Gesellschaft stehen. Wir können da Vorbild sein, indem wir hier zusammenkommen - vielfältig und doch vereint müssen wir gegen Relativismus und Intoleranz in der Welt vorgehen.“

In der globalisierten Welt müsse die Religion das „Gewissen“ der Politik sein, hatte Tauran in seiner Ansprache weiter betont - wohl auch mit Blick auf ein aktuelles Problem in Aserbaidschan: Korruption ist in dem vorderasiatischen Land weit verbreitet, und trotz des enormen Wirtschaftswachstums der letzten Jahre lebt fast 50 Prozent der Bevölkerung immer noch unterhalb der Armutsgrenze.

(rv 30.04.2010 pr)








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