Vor allem Griechenland ist derzeit von der Weltwirtschaftskrise betroffen. Wie wirkt
sie sich dort konkret aus? Wir haben mit Jens Handtke, einem deutschstämmigen Unternehmer
in Athen, gesprochen. Der Katholik ist im Import-Export-Geschäft als Spediteur tätig.
Auch in seinem Unternehmen zeigt die Krise Wirkung.
„Im Export aus
Griechenland Richtung EU hat sich das Aufkommen seit letztem Oktober 2008 um etwa
35-40 Prozent verringert. Das ist zurückzuführen auf den zurückgehenden Konsum durch
die Krise. Wir mussten als Firma Leute entlassen, in 2009 mussten wir 30 Prozent unseres
Personals vor die Tür setzen. Dass haben wir Kurzarbeit eingeführt. Die ist hier aber
nicht staatlich subventioniert – weniger Arbeit wird auch weniger bezahlt, und es
kommt zu realen Einkommenseinbrüchen bei den Leuten.“
Zu den Auflagen
für die internationale Milliarden-Nothilfe gehören massive Eingriffe in griechische
Gehälter und die Anhebung der Steuern und Preise. Das betrifft nicht nur Unternehmer
wie Handtke, sondern auch die staatlichen Angestellten; sie stellen etwa 45 Prozent
aller Berufstätigen. Die Beamten hätten mit Lohnkürzungen von bis zu 30 Prozent zu
rechnen. Griechenland müsse sich nun wieder auf „sich selbst“ besinnen, so Handtkes
Rezept gegen die Krise:
„Die Perspektive ist eigentlich, dass sich
Griechenland jetzt wieder auf seine Kernkompetenz konzentriert: Das ist der Tourismus.
Das muss zunächst mal der Verwaltungsapparat abgebaut werden, der den Tourismus behindert
hat. Zweitens muss man sich wieder auf die Landwirtschaft konzentrieren, und zwar
auf die Dinge, die sie vor 1981 angebaut haben.“
Vor dem EU-Beitritt war
das Land in der landwirtschaftlichen Versorgung autonom. Mit den EU-Subventionen hätten
die Griechen nur noch das angebaut, was subventioniert wurde. Das wird ihnen jetzt
zum Verhängnis, so Handtke. Am Samstag, dem ersten Mai, wird weltweit der Tag der
Arbeit begangen. In Griechenland wird das wohl ein „besonderer“ Tag werden. Handtke:
„Der erste Mai, der wird sehr interessant hier werden. Ich denke,
da wird es zu tumultartigen Aufständen kommen. Die arbeitende Klasse wird sich mit
dieser Situation nicht abfinden. Die werden auf die Barrikaden gehen.“
Bei
Protesten gegen die Sparmaßnahmen der griechischen Regierung war es bereits am Donnerstagabend
in Athen zu Ausschreitungen gekommen. Viele Menschen seien enttäuscht und fühlten
sich ungerecht behandelt, so Handtke. Misswirtschaft und Korruption hätten das Land
schließlich schon seit dem EU-Beitritt 1981 auf die Krise zuschlingern lassen.