Kann Kunst den interreligiösen
Dialog fördern? Auf einen Versuch lassen es jetzt 21 internationale Künstler der verschiedensten
Glaubensrichtungen ankommen. Sie präsentieren im Vorfeld des Ökumenischen Kirchentages
ihre Werke in München. Das Päpstliche Missionswerk missio hat gemeinsam mit OCCURSO,
dem Institut für interreligiöse und interkulturelle Begegnung, die Aktion ins Leben
gerufen. Radio Vatikan sprach mit André Gerth, Mitarbeiter bei Missio über die Ausstellung
mit dem einladenden Namen .
„Die ganze Aktion ist eine Einladung an Künstler
gewesen, Positionen zu zeigen, die Menschen dazu anregen, Positionen zu wechseln.
Darum eben auch die Aufforderung „Übertreten ist geboten“, also mach´ mal den mutigen
Schritt hin zum anderen und lass´ Dich auf das ein oder lass´ Dich auf das ein, was
andere im anderen entdeckt haben. Da einfach über die Kunst, über Symbole, der religiösen
Traditionen, die miteinander in Bezug gesetzt werden, sich anregen lässt, auch mal
Blickwinkel zu wechseln.“
Ein Kunstwerg versucht sich am Dialog zwischen
Jemeniten und Deutschen. Auf einem schwarzen mannshohen Kubus beantworten Jemeniten
und Deutsche die Frage: „Wen sehen Sie beim Anblick einer verschleierten Frau?“ In
goldenen Lettern prangen die Antworten auf dem schwarzen Hintergrund. Die Ausstellungsmacher
wollen möglichst vielen Religionen und Kulturen Raum geben. So sollen etwa hinduistische,
buddhistische, jüdische, christliche, aber auch nichtreligiöse Perspektiven vermitteln
und so einen Beitrag zum Ökumenischen Kirchentag leisten, ja vielleicht auch eine
Lücke füllen, die im eigentlichen Kirchentagsprogramm klafft, meint André Gerth.
„Wir
hoffen natürlich, dass auch diese Ausstellung interreligiösen Akzent setzt im Namen
des ökumenischen Kirchentags, wo das Interreligiöse eigentlich hauptsächlich in den
zwei Zentren, das jüdisch-christliche und das islamisch-christliche Zentrum vorkommt
und alles, was über das hinausgeht eigentlich noch nicht so richtig einen Ort hat
und vielleicht ist die Kunstaustellung so eine Analufstelle für Menschen, die über
diese zwei Zentren hinaus noch etwas Interreligiöses suchen.“
Es sei eine
heikle Frage, ob Kunst die Ökumene, den interreligiösen Dialog fördern könne, überlegt
der Missio-Mitarbeiter. Die Veranstaltungsmacher wollen keine fertigen Antworten liefern,
aber sie wollen die Möglichkeit der Begegnung bieten. Eine andere Begegnung als die
üblichen Fachtagungen zum interreligiösen Dialog. Was der Kunstzusammenhang bewirken
kann, das sei eine neue Dimension, die ausgelotet werden müsse, meint André Gerth.
Eine klare Aufgabe für das internationale katholische Missionswerk missio, den interreligiösen
Dialog zu fördern. Darüber hinaus ist die Ausstellung aber aus einem anderen Grund
entstanden:
„Unsere Projektpartner in afrikanischen und asiatischen Ländern
haben in den letzten Jahrzehnten vermehrt auch Projekte gemeinsam mit Vertretern anderer
Religionen und mit anderen Religionsgemeinschaften durchgeführt und uns wurde dann
auch klar, dass die interreligiöse Arbeit vor Ort immer wichtiger wird. Wir möchten
das auch von hieraus unterstützen. Dieser Beitrag von missio jetzt bei dieser Kunstausstellung
geht in die Richtung. Wir wollen auch hier das verhältnis der Religionen untereinander
postiv fördern und auch Erfahrungen aus der Weltkirche hier einbringen, was wir auch
machen mit einem Künstler, der in der Ausstellung vertreten ist, nämlich der ehrwürdige
Hattigammana Uttarananda, ein srilankischer Buddhist, der ebenfalls eine Position
in dieser Ausstellung hat.“
Sein Bild zeigt einen buddhistischen Mönch
in gelbgoldenem Gewand. Er verteilt an Hungernde Essen. Eigentlich ist es in Sri Lanka
andersherum, die Mönche erhalten Almosen aus der Bevölkerung. Der Künstler beschreibt
sein Werk als eine Begegnung von christlicher Nächstenliebe und Sri Lankas Terravada-Buddhismus.
Der Mitorganisator der Ausstellung, André Gerth beschreibt sein Lieblingskunstwerk
in der Ausstellung „Übertreten geboten“. Es stammt von einem deutschen Künstler:
„Heiko
Grünwedel hat Fotos gemacht. Fotos von interreligiösen Begegnungen in Deutschland,
wo Menschen darauf zu sehen sind, Musliminnen, Christinnen, die dann letzlich schwarz-weiß
sind, nur die Haut der Menschen, die wurde in ihrer natürlichen Farbe belassen. Hinter
allem, was im interreligiösen Umfeld geschieht, auch Konflikte, Probleme oder Spannungen
muss man sich immer wieder vergegenwärtigen, so verstehe ich die Botschaft seiner
Fotos, dass letztlich auch immer Menschen dahinter stehen und dort finden wir auch
immer wieder eine gemeinsame Basis. Auch wenn wir uns im Interreligiösen nicht immer
verstehen, also die Botschaft dieser Bilder, die hat bei mir sofort Klick gemacht,
das hat mir etwas gegeben und auf etwas hingewiesen, das man vielleicht, wenn man
fachlich sehr drin ist in diesen Themen, aus den Augen verliert.“
Die Ausstellung
„Übertreten geboten“ beginnt am 1. Mai und endet am 21. und ist in der Katholischen
Hochschulgemeinde in München zu sehen. Der Eintritt ist frei.