D: „Hohe Fachkompetenz und Herzlichkeit“ im ersten Palliativzentrum für Kinder
Die Diagnose, ein
Kind durch eine Krankheit zu verlieren, ist ein unvorstellbar schmerzhafter Einschnitt
in das Leben der Betroffenen – und eine große Herausforderung, mit der sie streckenweise
oft allein gelassen werden. Sterbenskranke Kinder und ihre Familien ganzheitlich zu
versorgen und auch seelsorgerisch zu betreuen – das hat sich das erste deutsche Kinderpalliativzentrum
zur Aufgabe gemacht, das vor einer Woche im nordrhein-westfälischen Datteln eröffnet
wurde. „Wir arbeiten multiprofessionell und haben einen bio-psychosozialen Ansatz“,
beschreibt Martina Klein, die für die konzeptionelle Entwicklung des Zentrums zuständig
ist, im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Im Mittelpunkt steht natürlich der
Patient, die Patientin, Kinder von Frühstgeborenen bis zum Alter von achtzehn Jahren.
Und diese Patienten versuchen wir mit einer Schmerztherapie von ihren Schmerzen zu
befreien. Das ist der Bioansatz, also der medizinische Ansatz. Wir kümmern uns selbstverständlich
um die Psyche der Patienten. Deshalb sind sehr viele Psychologen, vor allem Kinderpsychologen
und Musik- und Kunsttherapeuten mit den Kindern befasst. Und „sozial“ bedeutet für
uns, dass wir uns auch das Umfeld anschauen, die Eltern, die Geschwisterkinder. Also
die Familie, die unter sehr besonderen und belasteten Umständen lebt.“
Das
Kinderpalliativzentrum befindet sich in Trägerschaft der Caritas und wird unter anderem
vom Land Nordrhein-Westfalen und von der Deutsche Krebshilfe unterstützt. Die betroffenen
Familien erhalten bei dem ganzheitlichen Konzept auch geistlichen Beistand, schildert
Martina Klein.
„Die Eltern und, je nach Alter und Befindlichkeit, auch die
Patienten selbst, benötigen sehr stark Zuspruch und Begleitung auch durch die Kirche.
Und das leistet unser Klinikseelsorger, der zu Gesprächen zur Verfügung steht, die
Menschen begleitet, zum Teil auch Nottaufen durchführt und sich sehr stark an den
Bedürfnissen unserer Patienten und Angehörigen orientiert.“
Diese Arbeit
leistet der Seelsorger sowohl im Zentrum selbst, als auch in den Familien zu Hause.
„Das
Zentrum ist dazu da, dass wir die Patienten in medizinischen Krisensituationen stabilisieren
können. Sie sollen zwar so lange, wie notwendig, aber eigentlich so kurz wie möglich
bei uns bleiben und werden dann wieder in ihr häusliches Umfeld entlassen. Dorthin
kommen wir dann mit unserem Team, zu dem wiederum unser Klinikseelsorger gehört, und
versorgen die Patienten und deren Familien weiter.“
Der nordrhein-westfälische
Gesundheitsminister, Karl-Josef Laumann, hat zur Eröffnung des Kinderpalliativzentrums
erklärt, dass in Datteln hohe Fachkompetenz und Herzlichkeit aufeinander treffen –
und damit das Grundkonzept des Zentrums auf den Punkt gebracht, findet Martina Klein.
„In der Tat: Ohne sehr viel Herz, ohne sehr viel Überzeugung und Glauben
und ohne überdurchschnittliches Engagement, hätten wir alle es nicht so weit mit dem
Palliativzentrum bringen können, wie es schließlich gediehen ist. Und das kann man
nicht machen, wenn man nicht auch mit dem Herzen dabei ist.“
Das Kinderpalliativzentrum
in Datteln umfasst die „Station Lichtblicke“ mit acht Einbettzimmern, die auf die
Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zugeschnitten ist. Im „Forum für Familie
und Fortbildung“ können Angehörige während der stationären Behandlung eines Kindes
unterkommen und werden begleitet. Ermöglicht hat den Aufbau des Zentrums auch die
große Hilfs- und Spendenbereitschaft der Menschen aus der Region. In Deutschland sterben
nach Angaben der Klinik pro Jahr etwa 3.000 Kinder an lebensverkürzenden Krankheiten,
500 davon an Krebs.