Ein belgisches Missbrauchsopfer wirft dem neuen Brüsseler Erzbischof, Andre-Joseph
Leonard, vor, in den 1990er Jahren einen Missbrauchsfall vertuscht zu haben. Die Zeitung
„De Morgen“ veröffentlichte am Donnerstag Dokumente, wonach Leonard als damaliger
Bischof von Namur einen Priester gedeckt haben soll, der wiederholt einen Jugendlichen
vergewaltigt hatte. Leonards Sprecher Eric de Beukelaer wies in belgischen Medien
die Anschuldigung zurück. Zwar habe Leonard von dem Fall gewusst. Das diözesane Kirchengericht
habe aber den Priester von allen Aufgaben in der Seelsorge entbunden. Der Fall sei
zunächst nicht an die Staatsanwaltschaft übermittelt worden, weil das Opfer keine
Klage habe einreichen wollen. Als später die Justiz doch eingeschaltet worden sei,
sei der Fall bereits verjährt gewesen. Nach Angaben der Zeitung hatte sich der Jugendliche
1991 an Leonard gewandt. Damals sei vereinbart worden, dass der betroffene Priester,
das Bistum und das Opfer selbst sich zu jeweils einem Drittel die Kosten einer Therapie
teilen sollten. Der Geistliche sei aber weitere fünf Jahre in seinem Amt geblieben
und habe weitere Jugendliche missbraucht. Laut den Medienberichten streiten derzeit
das Opfer und Leonard um mögliche Schmerzensgeldzahlungen vor Gericht. Im Februar
2009 war das Opfer mit einer anderen Schadenersatzforderung gegen Leonard vor Gericht
gescheitert.