D: Bischöfe wollen bei Leitlinien stärker auf die Opfer eingehen
Die katholischen Bischöfe
haben am Montag über einen besseren Umgang mit Missbrauchsfällen in der katholischen
Kirche beraten. Dazu diskutierten sie bzw. der Ständige Rat einen ersten Entwurf zur
Reform ihrer Leitlinien von 2002. Er soll mit Unterstützung kirchlicher und externer
Experten noch weiterentwickelt und dann im Sommer verabschiedet werden. Die überarbeiteten
Leitlinien sollen deutlicher die Präventionsarbeit berücksichtigen und stärker auf
die Opfer-Perspektive eingehen. Das betonte am Abend auch der Missbrauchsbeauftragte
der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann in der ARD-Talk-Show Beckmann.
„Wir
haben gesagt, und da kann ich wirklich auch für die Mitbrüder, Bischöfe sprechen,
dass wir wirklich aufklären wollen, dass wir den Willen dazu haben und das auch unter
Beweis stellen wollen. Da ist für uns klar zu sagen, wir wollen nicht dass Dinge,
wie es vielleicht in den vergangenen Jahren war, sagen wir mal abgesehen von dem,
was ja vor Jahrzehnten war, da gibt es kein vielleicht, da wissen wir ja auch, dass
Dinge vertuscht worden sind... Auf jeden Fall aus unserer heutigen Perspektive: wir
arbeiten daran und wir sind uns klar , stärker die Perspektive der Opfer in den Blick
zu nehmen.“
Bischof Ackermann hatte als Beauftragter die neue Fassung der
Leitlinien vorgelegt. Er betonte, dass darin auch das Verhältnis der kirchlichen Einrichtungen
zu den staatlichen Strafverfolgungsbehörden präzisiert werde. Außerdem werde deutlich
gemacht, dass die Kirche keinen Rechtsraum losgelöst vom staatlichen Recht beanspruche.
Ackermann versuchte Erklärungen zu finden, wie es zu Missbrauchfällen in der Vergangenheit
kam:
„Das, was jetzt zu Tage getreten ist, geht über Jahrzehnte, faktisch
die letzten fünf-sechs Jahrzehnte. Natürlich war die Kirche vor Jahrzehnten ein noch
geschlosseneres System, war das überhaupt schwierig, das anzusprechen.. Hat man den
Opfern überhaupt gegeglaubt.. Dann gab es sicher auch, den Täterschutz in dem Sinne,
dass man gesagt hat, was wird da passieren in der Gemeinde, die fliegt auseinander,
es wird alles polarisiert und der Ruf der Kirche ist geschädigt. Man hat sozusagen
anders entschieden und versucht, sozusagen den Ruf zu bewahren. Ich würde sagen, das
ist sozusagen das, was dazu geführt hat, dass Dinge nicht wirklich aufgearbeitet werden
konnten und zu Tage kamen.“
Nach dem Treffen
hatten die Bischöfe offiziell eingeräumt, dass die Kirche in den vergangenen Monaten
stark an Zustimmung verloren habe. „Wir spüren, dass die Kirche Vertrauen bei den
Menschen verloren hat“, heißt es in einer Stellungnahme. Wie das Vertrauen wiedergewonnen
werden könne, werde die Bischöfe in den nächsten Wochen besonders beschäftigen. Mit
Interesse und engagiert arbeite die katholische Kirche am Berliner Runden Tisch mit.
Er gebe die Gelegenheit, die gesamtgesellschaftliche Dimension des Problems zu diskutieren
sowie zu Absprachen und gemeinsamen Selbstverpflichtungen zu gelangen.