2010-04-26 15:34:55

Deutscher Pfarrer in Thailand: "Ausweglose Lage"


RealAudioMP3 Als „ausweglos“ bezeichnet der deutsche Pfarrer Clemens Fabry die aktuelle Lage in Thailands Hauptstadt Bangkok. Seit sechs Wochen halten dort Gegner der thailändischen Regierung Teile der Innenstadt besetzt. Bisher kam ein Mensch ums Leben, mehr als 80 wurden verletzt. Bei einem Granatenanschlag auf das Haus des früheren Regierungschefs Banharn Silpa-Aercha gab es am Sonntag weitere Verletzte. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva hatte am Samstag den Kompromiss der Opposition zurückgewiesen, innerhalb von 30 Tagen das Parlament aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben. Die Anhänger des gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra hatten ursprünglich sofortige Neuwahlen gefordert. Die Opposition werfe der Regierung Wahlbetrug vor, so der deutsche Pfarrer Fabry im Gespräch mit uns. Der Seelsorger betreute zehn Jahre lang die deutschsprachige Gemeinde in Bangkok und ist zurzeit vor Ort.
 
„Die Opposition behauptet immer, dass die Regierung nicht ordnungsgemäß an die Macht gekommen ist. Genauso ist es ja vor zwei Jahren gewesen, als der Flughafen gesperrt war. Da haben die die Gelbhemden, dass der Premierminister nicht ordnungsgemäß ins Amt gekommen ist. das heißt, es ist ein ständiges Kritisieren: Wer in der Opposition ist, sagt: DIe Regierung ist nicht rechtmäßig ins Amt gekommen."
 
Fabry sieht die politische Zukunft des Landes ernsthaft gefährdet. Selbst friedliche Neuwahlen könnten den Vorwurf der Korruption nicht aus der Welt räumen, vermutet der Seelsorger. Stimmenkauf sei in Thailand nämlich gängige Praxis.
 
„Ich habe es nie gesehen, aber nach den Informationen, die man unter der Hand bekommt, scheint es so zu sein...“
 
Die Oppositionellen rekrutierten die arme Landbevölkerung für die Blockade. Finanziert werde das Ganze, so der Pfarrer unter Berufung auf lokale Quellen, durch den früheren Premierminister Thaksin Shinawatra. Der aktuelle Konflikt sei ein Konflikt zwischen Arm und Reich. Der Pfarrer:
 
„Ich denke, man kann die momentanen Machthaber als die Vertreter der Oberschicht Thailands ansehen, während die Anhänger der Rothemden und auch Thaksin sich zu der Unterschicht und der Landbevölkerung zählen lassen. Dort verläuft der Riss in der thailändischen Bevölkerung."
 
Nach der Ablehnung ihres Kompromissvorschlags durch die Regierung hat die Opposition ihre Proteste unterdessen ausgeweitet. Nach Angaben der Behörden errichteten die Rothemden hunderte Kilometer nördlich von Bangkok Straßensperren. Um die Blockade in der Innenstadt aufzulösen, kündigte die Armee an, die Demonstranten gewaltsam aus dem von ihnen besetzten Einkaufsviertel in Bangkok zu vertreiben.
Das politische Tauziehen in der Hauptstadt droht sich nun auch auf das Wirtschaftsleben und den Tourismus auszuwirken. Die Rede sei von täglichen Milliardenverlusten, weil Reiseströme ausblieben und Geschäftszonen der Innenstadt vollständig blockiert seien, so der Pfarrer. Die Sicherheitslage sei allerdings nicht so schlimm wie offiziell dargestellt, denn außer der Innenstadt sei es in der Stadt weitgehend ruhig. Auswirkungen auf das städtische Glaubensleben habe er bisher nicht feststellen können, so Fabry, der in zehn Jahren Seelsorgearbeit mühsam Kontakte zwischen deutschstämmigen und thailändischen Christen aufgebaut hat. In Thailand gibt es nur knapp ein Prozent Christen, 95 Prozent sind Buddhisten und fünf Prozent Muslime.

(rv/diverse 26.04.2010 pr)







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