Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ist in Barcelona. Dort hat
er an diesem Sonntag den Kapuziner und Ordensgründer Josep Tous i Soler (1811-71)
selig gesprochen. Einen Tag vor der Feier in der Basilika „Santa Maria del Mar“ hatte
die Nummer Zwei des Vatikans die berühmte Basilika „Sagrada Familia“ besichtigt. Diese
vom Architekten Antoni Gaudi entworfene Kirche ist seit mehr als hundert Jahren im
Bau; es soll am 7. November von Papst Benedikt XVI. feierlich eingeweiht werden. Bertone,
der sich von der Basilika beeindruckt zeigte, informierte sich auch über Tunnelarbeiten
für einen Hochgeschwindigkeitszug; nach Ansicht vieler Kritiker könnte dieses Vorhaben
die Standfestigkeit der Kirche gefährden.
Im Gespräch mit einer spanischen
Zeitung hat Bertone derweil die Zölibatspflicht für römisch-katholische Priester verteidigt.
Es gebe „keine direkte Verbindung zwischen Zölibat und dem abweichenden Verhalten
einiger Priester“, so Bertone: „Im Gegenteil, es ist gerade der Nicht-Respekt des
Zölibats, der für einen allmählichen Niedergang im Leben des Priesters sorgt“. Der
Kardinal hatte kürzlich für Proteste gesorgt, als er auf einer Chile-Reise äußerte,
es gebe nach Ansicht einiger Forscher eine „Verbindung zwischen Homosexualität und
Kindesmissbrauch“. Gegen diese Äußerung demonstrierten u.a. am Samstag etwa hundert
Menschen in Paris. Auch in Rom fand am Sonntag eine Seligsprechungsfeier statt.
In der Lateran-Basilika erhob der Präfekt der Heiligsprechungskongregation, Erzbischof
Angelo Amato, den Karmeliterpater Angiolo Paoli (1642-1720) zur Ehre der Altäre.