2010-04-25 12:37:05

D: Bischöfe beraten über neue Richtlinien


Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch kündigt eine „gründliche Aufarbeitung der Fälle von sexuellem Missbrauch in der Kirche“ an. Das sei „notwendig und schmerzhaft zugleich“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). Am Montag beraten die Diözesanbischöfe in Würzburg erstmals über die überarbeiteten Richtlinien zum Umgang mit Missbrauchsfällen. Bischof Stephan Ackermann, der bischöfliche Missbrauchs-Beauftragte, erklärt, der Text sei „inhaltlich nachgebessert und klarer, präziser formuliert“. Er regle unter anderem detaillierter das Verhältnis von katholischer Kirche und ihren Einrichtungen zu den staatlichen Strafverfolgungsbehörden. Die überarbeiteten Leitlinien sollen zudem stärker auf die Opfer-Perspektive eingehen und ausdrücklich die Präventionsarbeit zum Gegenstand haben. Ackermann hatte zusammen mit einer Expertengruppe einen Entwurf erarbeitet, der den Bischöfen Ende letzter Woche zugegangen ist. Die Bischofskonferenz hat mehrfach angekündigt, sie wolle bis zum Sommer ihre Leitlinien von 2002 überarbeiten.

Nach FAS-Angaben plädieren „maßgebende Bischöfe“ intern dafür, „die Leitlinien vor ihrer Verabschiedung mit unabhängigen Fachleuten öffentlich zu erörtern“. Umstritten sei weiterhin die Frage, „ob im Verdachtsfall auch dann die Staatsanwaltschaft zu informieren sei, wenn das mutmaßliche Opfer das nicht will“. Zollitsch nennt es die wichtigste Aufgabe der Bischöfe, sich stärker um die Glaubwürdigkeit der Kirche zu bemühen und darum, verlorengegangenes Vertrauen wiederzugewinnen.

Die Zeitung schildert an diesem Sonntag auch Hintergründe des angebotenen Rücktritts des Augsburger Bischofs Walter Mixa. Danach wollte Zollitsch am letzten Mittwoch Mixa öffentlich auffordern, „sich bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe von seinem Amt zurückzuziehen“. Entsprechender Druck durch Zollitsch oder den Münchener Erzbischof Reinhard Marx auf Mixa habe zuvor keine Wirkung gezeigt. Doch angesichts dieses Planes von Zollitsch habe der Augsburger Bischof dann doch den Papst am Mittwoch Abend darum geben, ihn von seinen Amtspflichten zu entbinden. Benedikt XVI. hat das Rücktrittsgesuch bislang noch nicht angenommen, doch Beobachter rechnen schon bald damit.

Die FAS analysiert auch ein „Gespinst aus Macht und Machtmissbrauch“, in dem sich Mixa verfangen habe. Dabei gehe es nicht nur um einzelne Ohrfeigen an Waisenkinder oder um die etwaige Veruntreuung von Stiftungsgeldern, sondern auch um Mixas Priesternachwuchs-Strategie. Der Bischof habe zunächst in Eichstätt und ab 2005 dann in Augsburg auch Priesteramtskandidaten akzeptiert, „welche sogar das Kirchenrecht als nicht tragbar“ bezeichne, etwa Homosexuelle. Der vermutlich steigende Anteil von Homosexuellen unter Priesteramtskandidaten und Priestern in Deutschland könne „für die Handlungsfähigkeit der Kirche als solche bedrohlich“ werden, so die Zeitung. Zum einen wirke eine „klerikal-homophile Subkultur“ wenig attraktiv für heterosexuelle Männer, die Priester werden wollten. Zum zweiten wachse das „Erpressungspotential“ von Gruppen, „die der offiziellen kirchlichen Homophobie den Kampf angesagt haben“.

(fas/kna 25.04.2010 sk)







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