Die katholische Kirche hat am Donnerstag mit Verwunderung auf einen neuerlichen Vorstoß
zweier Wiener Rechtsanwälte in Sachen Missbrauch reagiert. „Unsere erste Sorge gilt
den Opfern des Missbrauchs“, betonte der Wiener Generalvikar Franz Schuster in einer
Pressemitteilung. Die Maßnahmen von Kardinal Christoph Schönborn und der anderen Bischöfe
seien darauf ausgerichtet, im Hinblick auf die Vergangenheit die Wahrheit ans Tageslicht
zu befördern, Schaden nach Möglichkeit gut zu machen und im Hinblick auf die Zukunft
neue Missbrauchsfälle zu vermeiden. Selbstverständlich gebe es Bereitschaft zum Gespräch
mit Vertretern von Opfern, auch mit den beiden Wiener Anwälten, so Schuster. Aber:
„Zunächst muss abgewartet werden, an wen sich die Anwälte wenden und welche konkreten
Sachverhalte sie darlegen.“ Auf Grund der bisherigen Erfahrung entbehrten die bei
einer Pressekonferenz der beiden Anwälte genannten Opferzahlen jeglicher Grundlage,
hielt Schuster fest. Die beiden Anwälte hatten am Donnerstag eine Klage gegen die
Kirche angekündigt. Zunächst wollten sie aber noch mit den Kirchenverantwortlichen
verhandeln. Sie verlangten einen vorerst noch nicht näher bezifferten Pauschalbetrag
für die Opfer. Ein Missbrauchsopfer hatte bei der Pressekonferenz von „hunderten Serientätern“
und 70.000 Opfern allein in Österreich gesprochen.