Justizministerin Claudia Bandion-Ortner hat erneut Vorwürfe zurückgewiesen, wonach
die Regierung nicht genug zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und für die Unterstützung
von Betroffenen unternehme. „Der Staat tut sehr viel für alle Opfer“, sagte die Ministerin
am Mittwoch bei einer „Aktuellen Stunde“ zum Thema Missbrauch im Nationalrat. Der
Runde Tisch habe „handfeste Ergebnisse“ gebracht, so Bandion-Ortner. Sie verwies auf
Maßnahmen wie die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Opferschutz und Rechtsfürsorge
in ihrem Ministeriun. Wörtlich meinte die Ministerin: „Missbrauch und Gewalt an Kindern
ist kein rein kirchliches Problem“, sondern eines der ganzen Gesellschaft. Staat und
Zivilgesellschaft seien daher ebenso gefordert. Der Arbeitsgruppe um die Unabhängige
Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic müsse man eine Chance geben, appellierte Bandion-Ortner.
Gerichtliche Verfahren würden unabhängig davon geführt - auch gegen Angehörige der
Kirche, so die Justizministerin. Und wörtlich: „Der Justiz ist es vollkommen egal,
aus welchem Bereich die Täter stammen.“ Bei Kindesmissbrauch dürfe es keine Nachsichtigkeit
geben. Geld allein könne aber „die seelischen Wunden nicht heilen“. - Die „Aktuelle
Stunde“ hatten die Grünen einberufen. Justizsprecher Albert Steinhauser warf der Regierung
Untätigkeit beim Umgang mit Missbrauchsfällen vor. Der Grünen-Politiker forderte die
Justizministerin zu einem Treffen mit Missbrauchsopfern auf. Die Bundesregierung müsse
zudem mit der katholischen Kirche Verhandlungen über einen aus Kirchengeldern gespeisten
Opferfonds aufnehmen. Die Kirche treffe eine erhöhte Verantwortung, „weil systematisch
versagt und vertuscht wurde“. Die Grünen fordern zudem eine unabhängige staatliche
Fachkommission, die Missbrauchsfälle im Umfeld der Kirche und in staatlichen Heimen
prüft. Opferschutzanwältin Klasnic sei keine Ansprechpartnerin für Betroffene aus
staatlichen Heimen; außerdem stünden ihr viele Opfer „misstrauisch“ gegenüber.