Papst: „Habe das Leid der Missbrauchsopfer geteilt“
Etwa 30.000 Menschen
haben an diesem Mittwoch an der Generalaudienz des Papstes teilgenommen – darunter
tausend römische Schulkinder und mehrere hundert Priester aus dem Bistum Rom. Benedikt
zog auf dem Petersplatz eine Bilanz seines Besuchs auf der Insel Malta am letzten
Wochenende.
„Anlaß dafür war der 1.950. Jahrestag der Ankunft des heiligen
Paulus auf dieser Insel. Der Schiffbruch, der ihn dorthin brachte, wird etwa auf das
Jahr 60 datiert. Wie Paulus durfte auch ich die herzliche Aufnahme des maltesischen
Volkes erfahren. Er sagte, dass sie - obwohl sie Barbaren waren - eine ganz ungewöhnliche
menschliche Freundlichkeit vorfanden. Heute sind sie ein gebildetes Volk von hoher
Kultur, aber ihre Menschenfreundlichkeit und Gastlichkeit haben sie sich bewahrt.
Ich möchte allen danken, die mir diesen Empfang bereitet haben, besonders den Kindern
und Jugendlichen, die mit Enthusiasmus um mich herum waren. Die Höhepunkte meiner
Reise waren der Besuch der Grotte des heiligen Paulus bei Rabat, in die er als Gefangener
nach der Überlieferung drei Monate gelebt hat; dann die Eucharistiefeier in Floriana
vor der Kirche des Heiligen Publius und schließlich das Treffen mit den Jugendlichen
in Valletta, im Hafen, in einem wundervollen Bild, in dem die Schiffe herum waren,
die Artillerie Verehrungssalven abgab und die Freude so richtig alles prägte.“
Ein
im ursprünglichen Programm nicht vorgesehener wichtiger Termin war außerdem das Treffen
Benedikts mit einigen Opfern von sexuellem Missbrauch, abseits der TV-Kameras. „Ich
habe ihr Leiden geteilt und habe tiefbewegt mit ihnen zusammen gebetet- wobei ich
ihnen auch das Handeln der Kirche zugesichert habe“: Das sagte der Papst in seinem
italienischen Redeteil an diesem Mittwoch. In seiner deutschen Ansprache erwähnte
er die Begegnung hingegen nicht, sondern kam stattdessen auf Paulus zurück. „Der
Schiffbruch des heiligen Paulus vor der maltesischen Küste war zunächst einmal eine
Katastrophe, war aber ein Teil der göttlichen Vorsehung, denn so ist das Christentum
in diese Insel gekommen und hat eine große Geschichte geschaffen. Seit damals ist
die Geschichte des maltesischen Volkes untrennbar mit dem katholischen Glauben verbunden,
der seine Kultur und seine Traditionen tief geprägt hat. Auch heute sind das Evangelium
und die Lehre der Kirche die Richtschnur bei der Suche nach Antworten auf die aktuellen
Herausforderungen. Davon sprechen die uneingeschränkte Achtung des ungeborenen Lebens
und der Heiligkeit der Ehe in der Gesetzgebung des Landes.“
Malta ist das
einzige EU-Land, in dem der Katholizismus immer noch Staatsreligion ist. Ehescheidung
und Abtreibung sind laut Verfassung verboten.
„Auch der apostolische Geist
des heiligen Paulus ist in Malta lebendig geblieben. Immer noch schicken die beiden
Inseln Malta und Gozo eine Vielzahl von Missionaren in die weite Welt hinaus. Mit
ihrem Einsatz machen sie deutlich, daß der Glaube stärker wird, wenn man ihn weitergibt
und das Malteser Kreuz zeigt in aller Welt, was das Kreuz bedeutet: Versöhnung und
Friede.“
Und dann: Grüße des Papstes an die Pilger und Besucher aus dem
deutschsprachigen Raum.
„Einen besonderen Gruß richte ich an die Teilnehmer
und Unterstützer des Spendenstaffellaufs von Wittenberg nach Rom „Von Luther zum Papst“.
Die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn hat das Leben des heiligen Paulus verwandelt,
der auf Malta, hier in Rom und in vielen Ländern das Evangelium verkündet hat. Wie
er wollen auch wir die Botschaft des Kreuzes und der Liebe Christi zu den Menschen
bringen. In dem Wissen, dass auch Stürme und Schiffbrüche zum Plan Gottes gehören
und zu neuen Anfängen und Aufbrüchen führen können. Der Herr schenke euch die Kraft
seines Heiligen Geistes“.