2010-04-19 14:09:35

D: Entschädigungsroutine wird Opfern nicht gerecht


RealAudioMP3 „Die Geschädigten individuell wahrnehmen“ – dieses Ziel haben sich nach den Missbrauchsfällen und –vorwürfen die Benediktiner gesetzt. Und aus diesem Anspruch heraus haben sich die Oberen benediktinischer Gemeinschaften in Deutschland an diesem Wochenende gegen Pauschalleistungen entschieden. Kristina Kiauka mit den Einzelheiten.



Es ist eine grundlegende Entscheidung, auf die sich die Benediktiner, genauer gesagt die 27 Oberen benediktinischer Gemeinschaften in Deutschland an diesem Wochenende geeinigt haben: Sie wollen sich nicht an einem nationalen Entschädigungsfonds beteiligen. Darin sehen sie nicht den Weg, der den Ansprüchen der Geschädigten gerecht werde. Martin Wind ist Sprecher der Kongregation der Benediktiner von St. Ottilien, die Entscheidung bedeute aber nicht:


"Das heißt nicht, dass nicht entschädigt wird, das heißt, dass man schaut, wie man mit den Geschädigten gemeinsam eine individuelle Lösung und gegebenenfalls auch eine Entschädigung herbeiführen kann.“ 

In den vergangenen Wochen habe man sich in den Benediktinerklöstern um Aufklärung der Vorfälle bemüht, es wurde mit Betroffenen gesprochen. Und das habe mit zu der jetzt getroffenen Entscheidung, zum individuellen Umgang mit den Opfern geführt.



„Die Benediktiner sehen die Gefahr, dass dieser „Topf“ eine Art anonymisierter Opfertopf wird, der eine Art Entschädigungsmechanik entstehen lässt, die den Menschen nicht im Mittelpunkt stehen hat. Das läuft auf eine Art Entschädigungsroutine hinaus, die dem Opfer nicht gerecht wird und das wollen wir unter allen Umständen vermeiden.“ 

Wie genau eine Entschädigung oder der Umgang mit Opfern von Seiten der Benediktiner in Zukunft aussehen kann:



„Das wichtigste ist, das sagen uns die Opfer auch, dass der Missbrauchsvorgang als solcher klar und deutlich ausgesprochen und anerkannt wird. Als nächstes ist es so, dass, zumindest die Erzabtei Ottilien hat dann auch Therapiebeihilfen oder Therapiehilfeangebote, seelsorgliche Betreuung der Leute und dann, ganz am Ende, wenn jemand sagt, jawohl, das, was mir angetan wurde, ist tatsächlich wert, dass wir das auch finanziell entschädigen, dann reden wir auch darüber, da gibt es überhaupt keine Frage. Es gibt auch Leute, die regelrecht abwehren und sagen, das ist mit Geld nicht zu bezahlen! Es ist viel wichtiger, dass Ihr versteht, was meine Seelenpein ist!“ 

(rv/kna 19.04.2010 kk)








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