D: Entschädigungsroutine wird Opfern nicht gerecht
„Die Geschädigten
individuell wahrnehmen“ – dieses Ziel haben sich nach den Missbrauchsfällen und –vorwürfen
die Benediktiner gesetzt. Und aus diesem Anspruch heraus haben sich die Oberen benediktinischer
Gemeinschaften in Deutschland an diesem Wochenende gegen Pauschalleistungen entschieden.
Kristina Kiauka mit den Einzelheiten.
Es ist eine grundlegende Entscheidung,
auf die sich die Benediktiner, genauer gesagt die 27 Oberen benediktinischer Gemeinschaften
in Deutschland an diesem Wochenende geeinigt haben: Sie wollen sich nicht an einem
nationalen Entschädigungsfonds beteiligen. Darin sehen sie nicht den Weg, der den
Ansprüchen der Geschädigten gerecht werde. Martin Wind ist Sprecher der Kongregation
der Benediktiner von St. Ottilien, die Entscheidung bedeute aber nicht:
"Das
heißt nicht, dass nicht entschädigt wird, das heißt, dass man schaut, wie man mit
den Geschädigten gemeinsam eine individuelle Lösung und gegebenenfalls auch eine Entschädigung
herbeiführen kann.“
In den vergangenen Wochen habe man sich in den Benediktinerklöstern
um Aufklärung der Vorfälle bemüht, es wurde mit Betroffenen gesprochen. Und das habe
mit zu der jetzt getroffenen Entscheidung, zum individuellen Umgang mit den Opfern
geführt.
„Die Benediktiner sehen die Gefahr, dass dieser „Topf“
eine Art anonymisierter Opfertopf wird, der eine Art Entschädigungsmechanik entstehen
lässt, die den Menschen nicht im Mittelpunkt stehen hat. Das läuft auf eine Art Entschädigungsroutine
hinaus, die dem Opfer nicht gerecht wird und das wollen wir unter allen Umständen
vermeiden.“
Wie genau eine Entschädigung oder der Umgang mit Opfern von
Seiten der Benediktiner in Zukunft aussehen kann:
„Das wichtigste
ist, das sagen uns die Opfer auch, dass der Missbrauchsvorgang als solcher klar und
deutlich ausgesprochen und anerkannt wird. Als nächstes ist es so, dass, zumindest
die Erzabtei Ottilien hat dann auch Therapiebeihilfen oder Therapiehilfeangebote,
seelsorgliche Betreuung der Leute und dann, ganz am Ende, wenn jemand sagt, jawohl,
das, was mir angetan wurde, ist tatsächlich wert, dass wir das auch finanziell entschädigen,
dann reden wir auch darüber, da gibt es überhaupt keine Frage. Es gibt auch Leute,
die regelrecht abwehren und sagen, das ist mit Geld nicht zu bezahlen! Es ist viel
wichtiger, dass Ihr versteht, was meine Seelenpein ist!“