Dass der Besuch Benedikts
das Glaubensleben der Insel neu beleben kann, von dieser Hoffnung ist auch in der
maltesischen Bevölkerung etwas zu spüren. Die deutsche katholische Publizistin Livia
Leykauf lebt seit einigen Jahren auf Malta. Unser Korrespondent Stefan Kempis hat
mit ihr gesprochen.
Was kann man sich vom Papstbesuch hier auf Malta erwarten?
„Viele
erhoffen sich eine Neubelebung des Glaubens; ich denke auch, dass eine neue Offenheit
und mehr Gespräch durch den Papstbesuch angeregt werden. Da ist schon viel passiert…“
In
welcher Hinsicht mehr Gespräch?
„Es gab hier in den letzten Tagen eine Pressekonferenz
von zehn Männern, die in einem katholischen Waisenhaus sexuell missbraucht worden
sind – diese ganze Sache ist seit sieben Jahren vor Gericht anhängig, und nichts passiert.
Doch durch den Papstbesuch ist da wirklich Bewegung hineingekommen; Menschen kommen
miteinander darüber ins Gespräch… über Dinge, die vorher vollkommen tabuisiert wurden.
Der Erzbischof hat sie empfangen; beide Seiten haben von einem sehr offenen, sehr
warmen, sehr verständnisvollen Gespräch berichtet. Das ist etwas Neues, was hier passiert.
Was auch passiert und was ich bisher noch nie wahrgenommen habe, ist auch, dass sich
gewisse kirchenkritische Töne vernehmen lassen, die bisher irgendwo versteckt waren.
Also, ich erlebe es so, dass durch diesen Papstbesuch Dinge auf eine gute Weise aufbrechen
– auch wenn es kritische oder sehr schwierige Dinge sind. Es bewegt sich etwas – und
das ist, glaube ich, ganz wichtig für Maltas Kirche.“
Paulus wurde vor
1950 Jahren sehr herzlich aufgenommen, notiert Lukas. Wäre das heute ganz anders?
„Das
wäre heute ganz anders, zumindest wenn er nicht weißer Hautfarbe wäre...!"