Caritas: „Katastrophenhilfe bedeutet auch Seelsorge!“
Die seelsorgerische
Unterstützung der Menschen ist ein wesentlicher Aspekt der Katastrophenhilfe. Allerdings
wird sie im Rahmen der Berichterstattung über die zweifellos wichtige materielle Erstversorgung
oftmals ausgeblendet. Das bemängelt der Präsident der Caritas Österreich, Franz Küberl,
im Gespräch mit Kathpress – und verweist exemplarisch auf die Situation drei Monate
nach dem Erdbeben in Haiti:
„Was sehr oft übersehen wird, ist, dass die
Menschen auch in einer seelischen Ausnahmesituation sind. Das sind ja seelische Katastrophen,
die sich hier abspielen. Das Eine ist, dass man das Glück hat, bei den Überlebenden
zu sein. Zum Anderen haben ja die meisten Angehörige verloren. Es haben eigentlich
Alle alles verloren, was sie besessen haben. Und das ist eine ungeheure Herausforderung
für alle, die dort helfen. Weil ja Hilfe nie nur materielle Unterstützung bedeutet,
sondern immer auch heißt, dass man den Opfern als Menschen zur Seite steht.“
Wichtig
sei, dass den Betroffenen ein Raum für ihre Trauerbewältigung bereitgestellt werde,
so Küberl. Zuzuhören und Zeit zu haben für das Gespräch bestimme den seelsorgerlichen
Dienst. Bei der seelischen Bewältigung der Erdbebenkatastrophe komme deshalb den internationalen
Helfern und auch den Pfarrgemeinden vor Ort eine wichtige Rolle zu, betont der Caritas-Präsident:
„Natürlich
ist es so, dass ein Teil dieser Trauer und auch der Riten, die man für die Trauer
braucht, kirchlich zur Verfügung gestellt werden. Da ist die katholische Kirche auf
Haiti auch sehr gut organisiert. Und dann ist es so, dass einige europäische Caritasorganisationen
in ihren Hilfeleistungen diese Form der Begleitung von Menschen mit berücksichtigen.
Eine gelungene Form für diesen Dienst sehe ich darin, dass man sich um Menschen, die
in den Spitälern operiert wurden, dann aber wieder auf sich alleine gestellt sind,
kümmert, und so den Faden ihres Lebens wieder aufnimmt.“