Papst: Priester stehen im „Dienst an der Wahrheit“
In einigen Wochen
geht, inmitten aller Turbulenzen um das Thema Missbrauch, das vom Papst ausgerufene
Priesterjahr zu Ende. In seinen Katechesen will sich Benedikt bei seinen kommenden
Generalaudienzen näher mit dem Priesteramt beschäftigen. An diesem Mittwoch machte
er auf dem Petersplatz einen Anfang: Er erinnerte daran, dass der auferstandene Christus
„den Aposteln die Vollmacht gegeben hat, zu taufen und zu lehren (vgl. Mt 28, 19f)
sowie die Sünden zu vergeben (vgl. Joh 20, 23).“
„Heute wollen wir zunächst
den Dienst des Lehrens betrachten. Der Priester als Lehrer – das heißt nicht, dass
er sich selbst in den Vordergrund stellt oder irgendwelche Disziplinen abhandelt,
die es gäbe, sondern er stellt sich in den Dienst Jesu Christi, der das Wort der
Wahrheit selber ist. Denn die Grundfrage des Menschen ist ja, woher komme ich, wohin
gehe ich, was soll ich tun? Nach diesen Grundfragen braucht er Antwort und die kann
man sich nicht selbst ausdenken, sondern die Antwort muss aus der Wahrheit selbst,
muss von Gott her kommen. Christus als das Wort Gottes hat es uns geschenkt und gezeigt.
Der Priester verkündet sie, er steht im Dienst dieser Wahrheit, er propagiert nicht
eigene Ansichten und Meinungen, sondern ist demütiger Diener dessen, was uns allen
gemeinsam ist und uns allen den Weg bereitet. Das bedeutet natürlich nicht, dass er
etwas fremdes, sozusagen neutral anbietet, sondern das verlangt, dass er innerlich
in diese Wahrheit hineinwächst, sich von ihr formen lässt und dass er das Gemeinsame
so weitergibt, dass es auch sein eigenes Leben geformt hat.“
Das könne
mit sich bringen, „dass der Priester zuweilen Rufer in der Wüste ist, das heißt, dass
er gegen die herrschenden kulturellen Tendenzen steht und dass er im Widerstand gegen
eingefahrene herrschende Meinungen das verkündigen muss, was eigentlich der Weg des
Menschen ist“, so Benedikt.
„Dabei ist dann wichtig, wie ich schon sagte,
dass der Priester durch sein Leben selbst zeigt, dass er von der Wahrheit ergriffen
ist, dass er nicht sich propagiert, sondern sich von ihr ständig neu kritisieren und
umformen lässt - und durch seinen Prozess der Demut vor der Wahrheit und des Lebens
in sie hinein sie glaubwürdig und vor allem auch gegenseitig und heute verständlich
macht.“
Der heilige Pfarrer von Ars sei „uns gerade in seiner Schlichtheit
ein Beispiel“, fuhr der Papst fort.
„Er hat keine gelehrten Theorien verkündet,
aber er hat in die Wahrheit so hinein gelebt, dass er sie verstanden hat und dass
er sie in ihrer Aktualität zu den Menschen überzeugend zu bringen vermochte. Wenn
wir all das bedenken, sehen wir, dass der Herr den Priestern eine große Aufgabe anvertraut
hat, hinter der sie immer zurückbleiben, aber die da doch nicht aufhört, eine grundlegende
Aufgabe für diese Welt zu sein. Jeder Priester soll mit Herz und Mund und in der Heiligkeit
seiner Lebensführung der Stimme Ausdruck geben, auf die wir warten, nämlich der Stimme
unseres Guten Hirten Jesus Christus...
Von Herzen bitte ich euch, stets
für gute Priester und um gute Priesterberufungen zu beten und den Priestern zu helfen,
dass sie mehr lernen wirklich Priester zu sein. Dass sie den Leidenden, den Armen
und den Bedürftigen ihm selbst zu begegnen. Der barmherzige Gott segne euch und eure
Familien und schenke euch noch gesegnete Osterzeit!“