2010-04-13 16:08:04

Schweden: Profil im unüberschaubaren Individualismus


RealAudioMP3 „Es ist eine sehr kleine Kirche, aber eine sehr lebendige“, so beschreibt der Bamberger Erzbischof, Ludwig Schick, die katholische Diaspora-Kirche in Schweden. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist am Wochenende aus dem skandinavischen Land zurückgekehrt. Dort war er sechs Tage lang mit einer Delegation der DBK und des Bonifatiuswerkes unterwegs. Kristina Kiauka hat mit Erzbischof Schick über seine Reiseerlebnisse gesprochen.



Das Programm war voll gepackt: es standen Treffen mit Vertretern der nordischen Bischofskonferenz in Stockholm an, es ging zu den Birgittinnen und zu der Reliquie der Ordensgründerin, der heiligen Birgitta von Schweden (1303–1373). Höhepunkt der Reise war jedoch die Segnung der ersten katholischen Hochschule seit der Reformation in Uppsala.



„Ganz besonders beeindruckt hat mich natürlich die Einweihung des Newman-Institutes, ein theologisches Institut, man könnte sagen, eine theologische Fakultät, wo auch der Bachelor in Theologie gemacht werden kann. Die Jesuiten haben das aufgebaut und das ist etwas, was für Schweden ganz wichtig ist. Es ist seit der Reformation das erste katholische, theologische wissenschaftlich-akademische Institut, das in Schweden existiert, das dort arbeitet und dass auch vom Staat anerkannt ist. Die Bachelor, die dort gemacht werden, die haben auch staatlich Anerkennung.“ 

Die Kirche in Schweden ist eine absolute Diasporakirche. Knapp zwei Prozent der Schweden sind katholisch. Geprägt ist das Bild der katholischen Kirche in dem Land von vielen Einwanderern. So gibt es etwa Gemeinden, die sich aus bis zu 80 verschiedenen Nationen zusammensetzen.



„Es kommen viele Einwanderer nach Schweden. Wir konnten die chaldäische Gemeinde aus dem Irak, die dort Heimat findet, besuchen. Gottesdienst mit denen feiern, mit ganz vielen jungen Leuten. Da spürt man, dass der Glaube für sie wichtig ist und das geben sie auch an die schwedischen Jugendlichen weiter.“  

Die Mission ist essentiell für die schwedische katholische Kirche. Jeder zehnte schwedische Katholik ist nämlich Konvertit, die meisten kommen aus der evangelisch-lutherischen Kirche. Erzbischof Schick erklärt sich das so:



„Die lutherische Kirche ist eine Kirche, die in einer großen Beliebigkeit, in einem unüberschaubaren Individualismus ohne wirkliche Ziele lebt und das macht echt suchende Menschen eben nicht an, sondern sie suchen dann etwas Klares, Profiliertes. Das finden sie in der katholischen Kirche in Schweden.“ 

Durchaus kann die im Verhältnis große Kirche in Deutschland sich etwas von der kleinen Kirche in Schweden abgucken:



„Wenn eine Kirche nicht für sich wirbt und will, dass neue Mitglieder zu ihr kommen, wenn das nicht vorhanden ist, und das bedeutet ja eigentlich Mission, dann ist sie einfach schwach und kann nicht wirken. Die schwedische Kirche tut das. Sie möchte Menschen gewinnen, sie möchte neue Mitglieder in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Gläubige durch das Evangelium finden und Menschen katholisch machen.“  

Etwas weiteres, das sich die Deutschen unbedingt zum Vorbild nehmen sollten:



„Wir müssen sprachfähiger werden in Deutschland. Wir müssen unseren Glauben besser den Menschen darlegen können. Wer nicht die Menschen heute versteht, nicht ihre Sprache spricht, nicht an ihrem Leben teilnimmt, der kann sie nicht gewinnen und dafür ist wissenschaftliche Durchdringung des Glaubens unbedingt wichtig. Ich habe in Schweden gesagt, wichtig ist, und das scheint mir in Schweden vorhanden zu sein, dass wer verkündigen will und wer Kirche sein will, in der einen Hand die Bibel haben muss und in der anderen Hand die Tageszeitung und er muss das in Verbindung bringen. Das ist etwas, das ich auch aus Schweden mitgenommen habe und das mir für die deutsche Kirche wichtig scheint.“ 

(rv 12.04.2010 kk)








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