Schweden: Profil im unüberschaubaren Individualismus
„Es ist eine
sehr kleine Kirche, aber eine sehr lebendige“, so beschreibt der Bamberger Erzbischof,
Ludwig Schick, die katholische Diaspora-Kirche in Schweden. Der Vorsitzende der Kommission
Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist am Wochenende aus dem skandinavischen
Land zurückgekehrt. Dort war er sechs Tage lang mit einer Delegation der DBK und des
Bonifatiuswerkes unterwegs. Kristina Kiauka hat mit Erzbischof Schick über seine Reiseerlebnisse
gesprochen.
Das Programm war voll gepackt: es standen Treffen mit Vertretern
der nordischen Bischofskonferenz in Stockholm an, es ging zu den Birgittinnen und
zu der Reliquie der Ordensgründerin, der heiligen Birgitta von Schweden (1303–1373).
Höhepunkt der Reise war jedoch die Segnung der ersten katholischen Hochschule seit
der Reformation in Uppsala.
„Ganz besonders beeindruckt hat mich
natürlich die Einweihung des Newman-Institutes, ein theologisches Institut, man könnte
sagen, eine theologische Fakultät, wo auch der Bachelor in Theologie gemacht werden
kann. Die Jesuiten haben das aufgebaut und das ist etwas, was für Schweden ganz wichtig
ist. Es ist seit der Reformation das erste katholische, theologische wissenschaftlich-akademische
Institut, das in Schweden existiert, das dort arbeitet und dass auch vom Staat anerkannt
ist. Die Bachelor, die dort gemacht werden, die haben auch staatlich Anerkennung.“
Die
Kirche in Schweden ist eine absolute Diasporakirche. Knapp zwei Prozent der Schweden
sind katholisch. Geprägt ist das Bild der katholischen Kirche in dem Land von vielen
Einwanderern. So gibt es etwa Gemeinden, die sich aus bis zu 80 verschiedenen Nationen
zusammensetzen.
„Es kommen viele Einwanderer nach Schweden. Wir
konnten die chaldäische Gemeinde aus dem Irak, die dort Heimat findet, besuchen. Gottesdienst
mit denen feiern, mit ganz vielen jungen Leuten. Da spürt man, dass der Glaube für
sie wichtig ist und das geben sie auch an die schwedischen Jugendlichen weiter.“
Die
Mission ist essentiell für die schwedische katholische Kirche. Jeder zehnte schwedische
Katholik ist nämlich Konvertit, die meisten kommen aus der evangelisch-lutherischen
Kirche. Erzbischof Schick erklärt sich das so:
„Die lutherische
Kirche ist eine Kirche, die in einer großen Beliebigkeit, in einem unüberschaubaren
Individualismus ohne wirkliche Ziele lebt und das macht echt suchende Menschen eben
nicht an, sondern sie suchen dann etwas Klares, Profiliertes. Das finden sie in der
katholischen Kirche in Schweden.“
Durchaus kann die im Verhältnis große
Kirche in Deutschland sich etwas von der kleinen Kirche in Schweden abgucken:
„Wenn
eine Kirche nicht für sich wirbt und will, dass neue Mitglieder zu ihr kommen, wenn
das nicht vorhanden ist, und das bedeutet ja eigentlich Mission, dann ist sie einfach
schwach und kann nicht wirken. Die schwedische Kirche tut das. Sie möchte Menschen
gewinnen, sie möchte neue Mitglieder in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Gläubige durch
das Evangelium finden und Menschen katholisch machen.“
Etwas weiteres,
das sich die Deutschen unbedingt zum Vorbild nehmen sollten:
„Wir
müssen sprachfähiger werden in Deutschland. Wir müssen unseren Glauben besser den
Menschen darlegen können. Wer nicht die Menschen heute versteht, nicht ihre Sprache
spricht, nicht an ihrem Leben teilnimmt, der kann sie nicht gewinnen und dafür ist
wissenschaftliche Durchdringung des Glaubens unbedingt wichtig. Ich habe in Schweden
gesagt, wichtig ist, und das scheint mir in Schweden vorhanden zu sein, dass wer verkündigen
will und wer Kirche sein will, in der einen Hand die Bibel haben muss und in der anderen
Hand die Tageszeitung und er muss das in Verbindung bringen. Das ist etwas, das ich
auch aus Schweden mitgenommen habe und das mir für die deutsche Kirche wichtig scheint.“