Der Amazonasbischof
Erwin Kräutler gibt nicht auf. Vor etwa zwei Monaten kam die Schreckensnachricht:
Der Mega-Staudamm Belo Monte in der Amazonasregion soll bald tatsächlich gebaut werden.
Doch solange die Bagger noch nicht anrollen, will sich der aus Österreich stammende
Bischof auch weiterhin gegen das Projekt stark machen. Auf den Straßen finden nach
wie vor Proteste statt und die Bevölkerung gibt noch lange nicht auf, so Kräutler.
„In
Altamira, am Xingu und auch in Brasilien gibt es eine viel offenere Art über die Mitwelt
zu denken und sie zu verteidigen. Vor zehn Jahren war das noch gar nicht so aktuell.
Aber heute sind speziell die jungen Leute sehr darauf eingestellt, dass man doch Verantwortung
trägt. Junge Leute, die heute 15 oder 18 sind - in einigen Jahren gründen Sie dann
ihre Familie – und was wird dann mit diesen Leuten sein? Man muss die Frage einfach
stellen – was hat das für Zukunft?“
Bischof Erwin Kräutler mahnt immer
wieder davor, dass das Großprojekt in der Region letztlich nur „Chaos und Tod“ bringen
könnte. Auch die Kirche sieht er da in der Verantwortung, sich für die Menschen vor
Ort einzusetzen:
„Die Leute, die am Sonntag in der Kirche sind oder bei
unseren kleinen Gemeinden mittun, das sind auch dieselben Leute, die in Mitleidenschaft
gezogen werden. Wir müssen die Leute organisieren und der Bischof kann natürlich nicht
sagen, „das interessiert mich nicht, weil das mit dem Sonntagsgottesdienst nichts
zu tun hat“. Das sind die gleichen Leute und ich muss für die auch Hirte sein - auch
während der Woche. Und ich muss Ihre Anliegen und Ihre Dinge verteidigen. Die Kirche,
im Namen der Theologie der Schöpfung hat da was dazu zu sagen. Wir können nicht so
tun, als ob uns das nichts angehen würde. Wir können nicht die Hände verschränken,
wenn der Lebensraum von ganzen Völkern einfach aufs Spiel gesetzt wird. Da können
wir nicht einfach still sein.“
Der brasilianische Bischof setzt sich als
Präsident des kirchlichen Indianermissionsrates Cimi seit vielen Jahren öffentlich
gegen den Bau des Staudammes ein und hat bereits zahlreiche Gespräche mit dem Chef
der Umweltbehörde, sowie mit dem Präsidenten geführt.
„Wir haben Alternativvorschläge.
Ich habe immer gesagt, Brasilien hat eine wahnsinnig große Chance zu innovieren. Beispielsweise
in die Sonnenenergie – wir haben Technologie in Brasilien und das könnte doch wirklich
kurz und mittelfristig viel gemacht werden – vielleicht dass Brasilien in diesem Zusammenhang
der ganzen Welt ein Beispiel gibt. Was da kaputt gemacht wird noch heute in der Zeit
wo wir ja alle sensibel sein sollten unserer Mitwelt gegenüber. Das ist nicht mehr
eine brasilianische Angelegenheit, die Folgen der Abholzung von Amazonien, die werden
wir auf dem ganzen Planeten zu spüren bekommen.“