In Turin ist die Ausstellung des Grabtuches am Samstag, 10. April, eröffnet worden.
Erstmals seit zehn Jahren wird das berühmte Leinen mit dem Antlitz eines gekreuzigten
Mannes, das viele Katholiken als Grabtuch Christi verehren, wieder öffentlich gezeigt.
Knapp 1,5 Millionen Besucher haben sich bisher angemeldet. Insgesamt rechnet das Erzbistum
Turin bis zum Ende der Ausstellung am 23. Mai mit bis zu zwei Millionen Pilgern. Am
2. Mai wird auch Papst Benedikt XVI. in der norditalienischen Industriestadt erwartet.
Auf
dem Grabtuch sind als Negativabdruck Antlitz und Umrisse eines gekreuzigten Mannes
mittleren Alters zu sehen. Sein Körper weist zudem Verletzungen auf, die der in der
Bibel beschriebenen Geisselung Jesu, der Dornenkrönung und dem Lanzenstich entsprechen.
Seit 1578 wird das 4,37 Meter lange und 1,11 Meter breite Leinen in Turin aufbewahrt.
Unklare
Ursprünge
Der Ursprung des Grabtuches liegt im Dunkeln. Einige Wissenschaftler
nehmen an, dass es sich bis zur Plünderung durch die Kreuzfahrer 1204 in Konstantinopel
befand und identisch ist mit dem in Spätantike und Mittelalter im südanatolischen
Edessa verehrten Abgar-Tuch. Durch einen Kreuzritter könnte das Leinen nach Frankreich
gelangt sein, wo es in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erstmals erwähnt wird.
Über das Alter des Grabtuches streiten sich die Fachleute nach wie vor. Eine Radiokarbonuntersuchung,
die 1988 von Wissenschaftlern dreier Universitäten durchgeführt wurde, ergab, dass
das Tuch mit grosser Wahrscheinlichkeit zwischen 1260 und 1390 entstanden ist.
Andere Wissenschaftler bezweifeln diese Datierung und verweisen auf spätere Verunreinigungen
des Leinen, die das Ergebnis verfälscht haben könnten. Die katholische Kirche hat
zu Alter und Echtheit des Tuches bislang nicht offiziell Stellung genommen. Seine
Verehrungswürdigkeit als Zeichen für die Schmerzen Christi am Kreuz hat sie jedoch
stets hervorgehoben.
Hinweis: Anmeldungen sind online über die Internetseite
www.sindone.org in deutscher Sprache möglich. Während der Ausstellung können sich
Besucher zudem bei einer Anlaufstelle vor dem Turiner Dom kurzfristig registrieren
lassen. (kap 11.04.2010 mc)