In Mönchengladbach
wird künftig ein neuer Wallfahrtsort entstehen. Doch die Pilgerschar wird nicht aus
Gläubigen, sondern aus Sportlern bestehen. Die ehemalige Pfarrgemeinde St. Peter Waldhausen
wurde vor vier Jahren geschlossen und wird nun als Kletterhalle wiedereröffnet werden.
Elfi Vomberg ist schwindelfrei und berichtet von der Kletterkirche in Mönchengladbach.
Die Kirchenbänke sind aufgestapelt, der Altar ist weg und statt Beichtstuhl
gibt es eine Vitaminbar – in St. Peter Waldhausen in Mönchengladbach hat sich in
den vergangenen Monaten einiges verändert. Wo einst gebetet wurde, wird in wenigen
Tagen geklettert werden. Maria Godde, die in der Mönchengladbacher Kirche innerhalb
der letzten 25 Jahre Taufen, Erstkommunionen und Hochzeiten gefeiert hat, hat mit
der Umwidmung ihrer Pfarrkirche ein Stück Heimat verloren. Ihre Kirche erkennt sie
als künftige Kletterkirche inzwischen nicht mehr wieder. Sie erinnert sich an ihren
letzten Besuch:
„Es war Baustelle, es war toter Raum – für mich war es toter
Raum. Das zu sehen, das zu spüren war ein Erleiden. Ich bin dann auch weinend aus
der Kirche gegangen.“
Wie Maria Godde fühlen sich viele Mönchengladbacher.
Denn in der Stadt am Niederrhein gibt es bereits eine Grabeskirche mit Urnenplätzen,
sowie eine evangelische Kirche, die zu Wohnungen umgebaut wurde. Nach der Kletterkirche
wird bald nun auch noch eine Kirche folgen, die in altengerechte Wohnungen umgewidmet
werden wird. Durch schrumpfende Kirchengemeinden sind inzwischen im Bistum Aachen
insgesamt 16 Kirchen geschlossen worden. Bernd Wolters, Mitarbeiter in der Abteilung
für pastorale Zusammenarbeit im Bistum Aachen, ist zuständig für die Nutzung und Umnutzung
von Kirchen und hat den Prozess der Umwidmung in Mönchengladbach-Waldhausen begleitet:
„Der Vorschlag dieser jungen Unternehmer, dort eine Kletterkirche einzurichten,
hat zwar am Anfang auch viel Skepsis ausgelöst, aber das, was jetzt an Reaktion kommt,
bedeutet für uns, dass es auch hier Menschen gibt, die sich mit neuen Ideen und neuen
Überlegungen beschäftigt haben. Von daher bietet eine Kletterkirche nichts anrüchiges,
wofür man einen solchen Kirchenraum, der ja in der Außenhülle bestehen bleibt, dann
auch nutzen kann.“
Zur Umwidmung von St. Peter in Waldhausen standen vor
vier Jahren auch noch andere Vorschläge zur Debatte: Von Autohaus, über Konzerthalle,
Ausstellungsraum, Verkauf an andere Religionsgemeinschaften bis hin zur Inventarkirche.
Die Arbeitshilfe der deutschen Bischofskonferenz vom 24. September 2003 dient dabei
als Grundlage für alle Umnutzungen von Kirchen und bietet Beurteilungshilfen und Entscheidungskriterien.
Bernd Wolters erklärt, was bei der Umwidmung eines sakralen Ortes beachtet werden
muss:
„Nach unseren Vorstellungen hier im Bistum Aachen, aber eben auch
entsprechend der Arbeitshilfe Nummer 175 der deutschen Bischofskonferenz, würde nicht
gehen, dass wir eine Diskothek zum Beispiel oder einen Supermarkt in eine solche Kirche
hinein geben. Es muss Respekt vor dem Gebäude da sein, was entsprechend der Ausstattung
dort hinein kann. Die Menschen vor Ort sind sehr erfinderisch. Es gab da die Aussage,
warum soll man nicht beim Klettern in die Höhe auch dem Lieben Gott ein Stück entgegenkommen.
Heißt also im Klartext: Das, was dort für Jugendliche oder jung gebliebene Erwachsene
passiert, ist nichts was unserem Glaubensbild irgendwelche Abbrüche täte.“
Dreizehn
Meter hohe Kletterwände aus Plexiglas ziehen sich durch das Kirchenschiff. In den
Seitenschiffen entstehen ein Therapiebereich, sowie eine Kletterburg für Kinder. Der
Blick auf das mehrere Meter hohe Mosaik im Altarraum wird der Höhepunkt der „Petrus-Kletterroute“
sein. Außerdem wird ein Andachtsraum mit sakralen Gegenständen eingerichtet, damit
St. Peter nicht ganz verschwindet.