2010-04-09 12:36:04

D: Wallfahrtsort für Sportler


RealAudioMP3 In Mönchengladbach wird künftig ein neuer Wallfahrtsort entstehen. Doch die Pilgerschar wird nicht aus Gläubigen, sondern aus Sportlern bestehen. Die ehemalige Pfarrgemeinde St. Peter Waldhausen wurde vor vier Jahren geschlossen und wird nun als Kletterhalle wiedereröffnet werden. Elfi Vomberg ist schwindelfrei und berichtet von der Kletterkirche in Mönchengladbach.

Die Kirchenbänke sind aufgestapelt, der Altar ist weg und statt Beichtstuhl gibt es eine Vitaminbar – in St. Peter Waldhausen in Mönchengladbach hat sich in den vergangenen Monaten einiges verändert. Wo einst gebetet wurde, wird in wenigen Tagen geklettert werden. Maria Godde, die in der Mönchengladbacher Kirche innerhalb der letzten 25 Jahre Taufen, Erstkommunionen und Hochzeiten gefeiert hat, hat mit der Umwidmung ihrer Pfarrkirche ein Stück Heimat verloren. Ihre Kirche erkennt sie als künftige Kletterkirche inzwischen nicht mehr wieder. Sie erinnert sich an ihren letzten Besuch:

„Es war Baustelle, es war toter Raum – für mich war es toter Raum. Das zu sehen, das zu spüren war ein Erleiden. Ich bin dann auch weinend aus der Kirche gegangen.“

Wie Maria Godde fühlen sich viele Mönchengladbacher. Denn in der Stadt am Niederrhein gibt es bereits eine Grabeskirche mit Urnenplätzen, sowie eine evangelische Kirche, die zu Wohnungen umgebaut wurde. Nach der Kletterkirche wird bald nun auch noch eine Kirche folgen, die in altengerechte Wohnungen umgewidmet werden wird. Durch schrumpfende Kirchengemeinden sind inzwischen im Bistum Aachen insgesamt 16 Kirchen geschlossen worden. Bernd Wolters, Mitarbeiter in der Abteilung für pastorale Zusammenarbeit im Bistum Aachen, ist zuständig für die Nutzung und Umnutzung von Kirchen und hat den Prozess der Umwidmung in Mönchengladbach-Waldhausen begleitet:

„Der Vorschlag dieser jungen Unternehmer, dort eine Kletterkirche einzurichten, hat zwar am Anfang auch viel Skepsis ausgelöst, aber das, was jetzt an Reaktion kommt, bedeutet für uns, dass es auch hier Menschen gibt, die sich mit neuen Ideen und neuen Überlegungen beschäftigt haben. Von daher bietet eine Kletterkirche nichts anrüchiges, wofür man einen solchen Kirchenraum, der ja in der Außenhülle bestehen bleibt, dann auch nutzen kann.“

Zur Umwidmung von St. Peter in Waldhausen standen vor vier Jahren auch noch andere Vorschläge zur Debatte: Von Autohaus, über Konzerthalle, Ausstellungsraum, Verkauf an andere Religionsgemeinschaften bis hin zur Inventarkirche. Die Arbeitshilfe der deutschen Bischofskonferenz vom 24. September 2003 dient dabei als Grundlage für alle Umnutzungen von Kirchen und bietet Beurteilungshilfen und Entscheidungskriterien. Bernd Wolters erklärt, was bei der Umwidmung eines sakralen Ortes beachtet werden muss:

„Nach unseren Vorstellungen hier im Bistum Aachen, aber eben auch entsprechend der Arbeitshilfe Nummer 175 der deutschen Bischofskonferenz, würde nicht gehen, dass wir eine Diskothek zum Beispiel oder einen Supermarkt in eine solche Kirche hinein geben. Es muss Respekt vor dem Gebäude da sein, was entsprechend der Ausstattung dort hinein kann. Die Menschen vor Ort sind sehr erfinderisch. Es gab da die Aussage, warum soll man nicht beim Klettern in die Höhe auch dem Lieben Gott ein Stück entgegenkommen. Heißt also im Klartext: Das, was dort für Jugendliche oder jung gebliebene Erwachsene passiert, ist nichts was unserem Glaubensbild irgendwelche Abbrüche täte.“

Dreizehn Meter hohe Kletterwände aus Plexiglas ziehen sich durch das Kirchenschiff. In den Seitenschiffen entstehen ein Therapiebereich, sowie eine Kletterburg für Kinder. Der Blick auf das mehrere Meter hohe Mosaik im Altarraum wird der Höhepunkt der „Petrus-Kletterroute“ sein. Außerdem wird ein Andachtsraum mit sakralen Gegenständen eingerichtet, damit St. Peter nicht ganz verschwindet.

(rv 09.04.2010 evo)








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