Hitler schreckte wohl
auch vor Jesus nicht zurück, zumindest nicht vor seinem Leinen. Das vermutet jetzt
ein italienischer Historiker; bei seinen Thesen stützt er sich auf zeitgenössische
Dokumente. Demnach habe der damalige Erzbischof von Turin, Kardinal Maurilio Fossati,
Grund zu der Befürchtung gesehen, Adolf Hitler wolle das Turiner Grabtuch an sich
bringen.
Die NS-Größen hätten bei Hitlers Italienbesuch 1938 „ungewöhnliche
und hartnäckige“ Fragen nach dem legendären Leinen und seiner Aufbewahrung gestellt.
Das gibt der Benediktiner-Historiker Andrea Davide Cardin in einem Interview mit der
italienischen Zeitschrift „Diva e donna“ (Mittwoch) an. Die Verlegung der Reliquie
in die süditalienische Benediktiner-Abtei Montevergine im Jahr 1939 sei zwar offiziell
wegen einer befürchteten Bombardierung Turins erfolgt; das wahre Motiv könne aber
gewesen sein, das Grabtuch dem Zugriff der Nazis zu entziehen, so Cardin, der Direktor
der Staatlichen Bibliothek Montevergine ist. Der Vatikan und das damals in Italien
regierende Königshaus Savoyen seien durch das merkwürdige Interesse der Deutschen
alarmiert gewesen. So sei das Leinen mit dem rätselhaften Abbild eines Gekreuzigten
unter Vermittlung von Giovanni Battista Montini, dem späteren Papst Paul VI., schließlich
in einer Geheimaktion über Rom nach Montevergine gebracht und dort in einem Choraltar
versteckt worden. Erst nach dem Ende der Monarchie in Italien gelangte das Grabtuch
am 29. Oktober 1946 zurück nach Turin.
Das 4,36 Meter lange und 1,10 Meter
breite Leinentuch, das von Gläubigen als Grabtuch Jesu verehrt wird, ist nach zehn
Jahren in Kürze erstmals wieder zu sehen: Vom 10. April bis 23. Mai in Turin. Auch
Papst Benedikt XVI. wird am 2. Mai als Pilger zu der Reliquie reisen.