Anlässlich der Neugestaltung
der missionswissenschaftlichen Fakultät der Gregoriana war der Jesuiten-Pater Michael
Sievernich zu Besuch in Rom, um über die Theologie der Mission zu sprechen. Im Gespräch
mit Elfi Vomberg erklärt er, wohin die Mission in der heutigen Zeit steuert.
Der
Wandel und Rückgang der religiösen Praxis hat inzwischen auch Europa wieder zu einem
Missionsland gemacht. Der Professor der Universität Mainz, Pater Michael Sievernich,
sieht besonders im Zeitalter der Globalisierung neue Herausforderungen für die Mission:
„Mission
ist heute überall und früher ging die Mission stärker von Europa in andere Kontinente
aus. Heute kommt sie wie die Flut in der Ebbe wieder nach Europa, denn Afrika und
Asien sind Kontinente, die das Christentum gewissermaßen mit Inbrunst für sich akzeptieren
und aufnehmen.“
Im 19. Jahrhundert war die Mission eng mit dem Kolonialismus
der europäischen Mächte verbunden. Die Mission war vor allem nach der Zeit der Dekolonisation
negativ behaftet. Nachdem sich die europäischen Kolonialmächte vor allem aus Afrika
zurück zogen, forderte man gleichzeitig eine Demission der Kirche. Pater Michael Sievernich
erklärt, dass sich die Mission inzwischen einem Wandel unterzogen hat:
„Wir
haben eigentlich ein halbes Jahrhundert gebraucht, um gewissermaßen diese negativen
Ideen bei der Mission zu überwinden und sie von diesen ganzen Fragen des Kolonialismus
freizumachen und jetzt sind wir in der Lage auch theologisch wieder neu darüber nachzudenken.“
Künftig
werden Studierende an der Gregoriana in Rom ein Grundstudium in missionarischer Theologie
absolvieren und ein Lizenziat erwerben können. Pater Michael Sievernich erläutert,
warum die Mission wieder zu einem spannenden Forschungsfeld geworden ist:
„Ich
sehe in der Mission eigentlich eine große Zukunft und zwar deshalb, weil sie eben
nicht nur mehr von Europa ausgeht, sonder inzwischen von allen Kontinenten ausgeht
und die Afrikaner und die Lateinamerikaner ihre missionarische Aufgabe nicht nur verstanden
haben, sondern tatsächlich auch in die Praxis umsetzen. Eigentlich fängt es jetzt
erst so richtig an, der Geist weht – wo und wann er will.“