Erich Zenger: „Wir brauchen die gemeinsame Rede zu Gott!“
Wenn Erich Zenger
gefragt wurde, wie Christen das Alte Testament lesen sollen, antwortete er: „Als Erstes“.
Für ihn war das eine Frage der Reihenfolge und der Wertigkeit. Darüber konnte er dozieren,
predigen, streiten, mit einer ständig angerauten Stimme, mit unerschöpflichem Esprit
und lebhaften Gesten. An diesem Ostersonntag verstarb der Alttestamentler, der diese
Wissenschaft in den vergangenen Jahrzehnten geprägt hat, wie kaum ein Zweiter, im
Alter von siebzig Jahren. „Von Gott reden“ lautet der Titel einer seiner Vorträge
aus dem Jahr 2005, und dieser Titel bezeichnet gleichsam das Hauptanliegen des katholischen
Bibelwissenschaftlers und Priesters: Gemeinsam sollten Juden und Christen Zeugnis
geben vom ihrem Gott, ganz im Zeichen der christlichen und jüdisch-christlichen Ökumene.
Hören Sie in Memoriam Erich Zenger:
„Wir brauchen nicht nur eine gemeinsame
Rede über Gott. Wir brauchen vor allem eine gemeinsame Rede zu Gott! Im gemeinsamen
Gebet zum biblischen Gott. Ich persönlich wünsche mir, solange sich, welche Kirche
auch immer, eine eucharistische Gemeinschaft verbietet und ausschließt davon, eine
Intensivierung des gemeinsamen Betens und Singens. Etwa der biblischen Psalmen als
Realisierung von Kirchenökumene, ja, als Realisierung jenes Weltökumene, zu der uns
die Psalmen und unsere gemeinsame Liturgie einlädt, wenn sie „Hallelu-ja“ sagt; „Hallelu“
ist die Aufforderung „Lobet und preiset!“ und „-ja“ ist die Kurzform des Gottesnamens,
in dem das Geheimnis des biblischen Gottes gebündelt ist [, Jahwe].“