Viele der deutschsprachigen Bischöfe haben in ihren Osterpredigten auf die aktuelle
Situation der Kirche Bezug genommen. Hören Sie die Zusammenfassung einiger Ansprachen
der Oberhirten.
„Wir brauchen Brücken des Vertrauens in eine fruchtbare Zukunft.“
Diese zu bauen, hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch,
zu Ostern aufgerufen. Das Osterfest schenkt nach den Worten des Freiburger Erzbischofs
Hoffnung und Zuversicht. Die Botschaft von Ostern wolle die Menschen herausholen aus
der Lethargie. Die katholische Kirche durchlebe schmerzlich aufrüttelnde und betrüblich
turbulente Monate. Die Zeichen der Zeit verwiesen auf Trauer und Schmerz bis zur Sprachlosigkeit.
So wie die Jünger vor dem Grabstein gestanden hätten, so scheine auch heute der Blick
verstellt und den Weg in die Zukunft verbaut. Manche sähen als Möglichkeit nur den
Kirchenaustritt. Wer sich zurückziehe, fehle jedoch der Kirche, wenn sie sich neu
auf den Weg macht. Kirche brauche Jede und Jeden: Sie lebe von der Vielfalt – von
alt und jung, Frau und Mann, von allen, die das Evangelium in Wort und Tat verkünden.
Im Hinblick auf das Ostergeheimnis sagte Zollitsch, je mehr diese Liebe Gottes durch
das Handeln der Kirche aufstrahle, desto mehr werde es gelingen, aus den Steinen,
die im Weg liegen, Brücken des Vertrauens, Brücken in die Zukunft zu bauen.
Die
Botschaft von Jesu Auferstehung ist kein tröstliches Märchen und kein Gutschein auf
bessere Lebensbedingungen. Das sagte der Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke.
Ostern sei vielmehr die Tür zur Zukunft: „Wenn wir uns mit der Person des Auferstandenen
verbinden, tut sich die Tür zum wirklichen Leben auf“, so Hanke. Er bat die Gläubigen,
in den Verunsicherungen der Gegenwart zu bedenken, dass der Auferstandene nicht vom
Kreuz befreie, sondern den Blick frei gebe auf die verwandelnde Kraft Gottes. Das
Ringen unter dem Kreuz geht für uns weiter, aber mit neuen und starken Kräften. Zu
einem „Weg der schmerzlichen Reinigung der Kirche“ hat sich Kardinal Christoph
Schönborn bekannt. In seiner Predigt beim Ostergottesdienst am Sonntag im Wiener
Stephansdom sagte Schönborn wörtlich: „Die Kirche sagt Ja zur schmerzlichen Reinigung,
die ohne Jammern auch das Unrecht von Pauschalurteilen erträgt.“ Man dürfe jetzt nicht
vom Versagen in eigenen Reihen ablenken.
Der Salzburger Erzbischof Alois
Kothgasser hat in seiner Osterpredigt von einem „Neuanfang in der Kirche“ gesprochen.
Auferstehung mitten im Leben heiße in dieser Stunde konkret: Reue, Umkehr, Versöhnung
und Gerechtigkeit, so Kothgasser am Ostersonntag im Dom zu Salzburg. Der Erzbischof
wies darauf hin, dass derzeit viel Dunkel in der Kirche erlebt werde: „Verantwortliche
in der Kirche überschritten von Gott gesetzte Grenzen, sie fügten jungen wehrlosen
Menschen großes Leid und Schmerz zu.“ Es werde noch viel Zeit und Einsatz brauchen,
um diese Wunden zu heilen und der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen, so Kothgasser.