Der für Sexualdelikte zuständige Mailänder Staatsanwalt Pietro Forno gerät mit seinen
Vertuschungsvorwürfen gegen die katholische Kirche nun selbst unter Druck. Italiens
Justizminister Angelino Alfano ordnete am Freitagabend eine Untersuchung darüber an,
ob Fornos Behauptungen als Verleumdungen einzustufen seien. Die Pflicht zur Ausgewogenheit
und Zurückhaltung gelte besonders angesichts von Verbrechen wie Pädophilie, bei denen
man zwar „mit äußerster Entschlossenheit“ vorgehen, aber auch „gefährliche Verallgemeinerungen
vermeiden“ müsse, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums. Forno präzisierte
seine Aussage am Freitag dahingehend, er sei, sobald er Ermittlungen aufgenommen habe,
„nie auf irgendwelche Widerstände seitens der kirchlichen Hierarchie gestoßen“. Zuvor
hatte er in der Tageszeitung „Il Giornale“ den Bischöfen noch unterstellt, Missbrauchsfälle
zu vertuschen. In all den Jahren habe er nie auch nur eine Anzeige seitens der Bischöfe
oder durch einen Priester erhalten. Das sei „ein bisschen merkwürdig“. „Die Liste
der Priester, gegen die wegen Sexualvergehen ermittelt wird, ist nicht kurz“, hatte
Forno dem rechtspopulistischen Blatt gesagt. Aber die Anzeigen seien „in keinem Fall
aus dem kirchlichen Umfeld hervorgegangen, sondern nur von den Angehörigen der Opfer“.
Von sich aus hätten kirchliche Behörden „absolut nichts getan“. Der Staatsanwalt äußerte
weiter die Auffassung, manche Priester hätten ihren Beruf eigens zu dem Zweck gewählt,
unter diesem Schutz ihre pädophilen Neigungen ausleben zu können.