1,5 Millionen orthodoxe
Christen gibt es in Deutschland – damit sind sie die drittgrößte Kirche im Land. Jetzt
haben sich die sieben Nationalkirchen auf deutschem Boden zu einer orthodoxen Bischofskonferenz
vereinigt – nach zwanzig Jahren Vorbereitungszeit. Tihomir Popovic von der Nachrichtenagentur
SOK der serbisch-orthodoxen Kirche erklärt:
„Die orthodoxe Bischofskonferenz
in Deutschland ist im Prinzip ein Zusammenschluss aller kanonischen orthodoxen Diözesen
in Deutschland: Griechische, serbische, russische, bulgarische, rumänische etc. Sie
hat eine beratende Funktion; jeder Bischof ist weiterhin seiner Mutterkirche gegenüber
verantwortlich. Darüber hinaus gibt es aber Bereiche, in denen diese Bischofskonferenz
als Einheit auftritt, z.B. in den Bereichen Religionsunterricht an Schulen, Pastoral
in den Justizvollzugsanstalten usw.“
Geleitet wird Deutschlands orthodoxe
Bischofskonferenz vom griechisch-orthodoxen Metropoliten Agoustinos aus Bonn. Die
Geschäfte führt von Bochum aus Ipodiakon Nikolaj Thon, ein enger Mitarbeiter des russisch-orthodoxen
Erzbischofs Longin. Deutschlands Orthodoxe wollen durch den neuen Verbund zunächst
einmal erreichen, dass ihre Stimme im Land vernehmbarer wird.
„Der wichtigste
Grund ist, dass die jetzige Situation der Orthodoxie nicht kanonisch ist: Wir haben
eigentlich in den Canones nicht vorgesehen, dass auf ein und demselben Territorium
zwei oder drei Bischöfe ihre Jurisdiktion haben, und das ist jetzt in der Tat der
Fall. Das, was jetzt vollzogen wird, ist eigentlich eine Annäherung an eine kanonische
Situation, die aber erst ein Ökumenisches Konzil der orthodoxen Kirche lösen kann.“
Schon
seit Anfang der sechziger Jahre ist der Prozess hin zu einem solchen orthodoxen Konzil
im Gange; erst letztes Jahr tagte in diesem Sinn die vierte Panorthodoxe Konferenz
in Chambésy bei Genf. Sie beschloss u.a., dass in allen zwölf orthodoxen Diasporagebieten
gemeinsame Bischofskonferenzen eingerichtet werden – und schon wenige Monate darauf
wird das jetzt u.a. in Deutschland konkret. Popovic meint:
„Das zeigt die
Bereitschaft aller orthodoxen Ortskirchen, diesen Prozess voranzutreiben und dieses
Konzil tatsächlich in absehbarer Zeit stattfinden zu lassen. Ich denke, jetzt gibt
es keine politischen Prozesse mehr, die dem im Wege stehen: Kein Osmanisches Imperium
mehr und auch keinen Eisernen Vorhang, kein kommunistisches Imperium im Osten Europas
- jetzt müsste es eigentlich dazu kommen!“