Mehr als 20 Jahre
Flucht und Vertreibung, Mord und Krieg liegen hinter der Bevölkerung des Sudan. Vor
fünf Jahren setzte dann ein Friedensabkommen dem Bürgerkrieg zwischen dem Norden und
dem Süden des Landes ein Ende. Am 11. April sind die Menschen zu Wahlen aufgerufen.
Voraussichtlich im kommenden Jahr sollen sie per Volksentscheid beschließen, ob der
Südsudan vom Norden abgespalten wird.
Bereits zwei Mal sind die Wahlen schon
verschoben worden. Die Infrastruktur im Land ist miserabel und mehr als 85 Prozent
der Bevölkerung können nicht ausreichend Lesen und Schreiben. 17 Millionen Wahlberechtigte
können zwischen 70 Splitterparteien wählen. Im Sudan steht eine komplexe und schwierige
Wahl bevor. Hans-Peter Hecking ist Sudan-Referent des katholischen Hilfswerks missio
in Aachen und beobachtet die Geschehnisse besorgt:
„Ich denke,
die Wahlen müssen statt finden, auch wenn jetzt Stimmen laut geworden sind, dass sie
noch mal verschoben werden sollen. Dass diese Wahlen statt finden, ist in meinen Augen
schon ein Erfolg und großen Fortschritt auf dem Weg zu einer demokratischen Ordnung.
Doch müssen wir bedenken: Für mehr als 60 Prozent der Bevölkerung des Südsudan werden
diese Wahlen die ersten in ihrem Leben überhaupt sein. Es fehlt also weithin an einer
demokratischen Kultur und Praxis in diesem Land.“
Doch fünf Jahre nachdem
das Friedensabkommen geschlossen wurde, versucht die Bevölkerung nun langsam wieder
in ihre Heimat zurückzukehren und sich eine Existenz aufzubauen, beobachtet Hans-Peter
Hecking von missio:
„Das Repatriierungsprogramm der Flüchtlinge
ist praktisch abgeschlossen. Überall im Land sieht man, wie Menschen nach jahrelanger
Flucht und Vertreibung ihre Lehm- und Strohhütten in ihren angestammten Siedlungsgebieten
wieder aufbauen. Insgesamt jedoch sind die Menschen eher auf sich gestellt, das muss
man deutlich sagen. Im wahrsten Sinne des Wortes mit leeren Händen haben sie in den
letzten fünf Jahren wieder eine neue Existenz als Bauern oder Hirten in ihrer alten
Heimat aufzubauen. Das beklagen sehr deutlich auch die katholischen Bischöfe.“